—
16 —
Rottmann war aus seinen Gedanken gerissen
und er wanderte rascher weiter, durch das Dunkel
des Mauerweges hinaus in die heiße Luft unter
dem wolkenlosen Himmel. Er betrat den Holzsteg,
der über den Außengraben der Stadt führte, und
kam in ein kleines, wildes Kastanienwäldchen. Er
mußte ordentlich waten in dem tiefen roten Sand
des Fußweges. Die Bäume gaben wohl Schatten,
aber welk und schlaff hingen die breiten Blätter,
grau und verstaubt. Die kleinen Früchte der Roß⸗
kastanien waren schon vorzeitig abgefallen.
Nach kurzer Wanderung stand Rottmann an
einem steil abfallenden Weg. Vor ihm breitete sich
die Ebene aus; die langgestreckten, einstöckigen
Sommerhäuser lagen mit ihren großen Gärten in—
mitten der Felder. Hinten am Horizont blitzte das
Kreuz der Kirchhofskapelle von Sankt Johannis auf
und das Glöckchen läutete den Feierabend ein. Und
über den leuchtenden Kornfeldern, über der trockenen,
rissigen Erde wölbte sich immer noch der wolkenlose
Himmel. —
Da entdeckte das scharfe Auge Rottmanns am
Horizont eine blasse, dunstige Wolke — klein, fast
unsichtbar noch — aber sie wurde bald größer, fie
wuchs rasch, zusammengeballt stieg sie auf und nahm
immer härtere Konturen an. —
Rottmann ging schnell die kleine Anhöhe hinab.
Der Staub zu seinen Füßen wurde aufgewirbelt,
die welken Blätter der Akazienbäumchen am Fahr—
wege raschelten leise.
Besorgt sah Rottmann zu der einsamen Wolke
auf, dann schweifte sein Blick über die weiten Felder
und Gärten. Der leichte Wind hatte sich schon
wieder gelegt. Rottmann eilte an den hellgestrichenen