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sehr gediegene Arbeit. Ein Ring, der sich drehen laͤßt, ist
ein niedliches Kunststück an dem Gitter, von dem oben als
von einem Wahrzeichen die Rede war. Direktor Reindel
besitzt von dem schönen Brunnen eine selbstgefertigte colo—
rirte Zeichuung im großen Maasstabe, deren Genauigkeit
zu bewundern ist.
Als der schöne Brunnen schadhaft geworden war, wollte
der Magistrat denselben ganz und gar verfallen lassen, und
dafür in die Mitte des Marktplatzes einen andern stellen,
der ehemals in einem Magazine des Bauamtes in der Peunt
gezeigt und angeblich aus Furcht, er möchte dem Feinde, in
den 1790er Jahren, in die Hände fallen, nach St. Peters⸗
burg um 66,0900 fl. verkauft wurde. Das Projekt der Auf—
stellung unterblieb schon deßhalb, weil für den fraglichen
Brunnen nicht Wasser genug vorhanden war, indeß mag
auch der Kaufschilling sein Möglichstes gethan haben. Nach
vorhandenen Zeichnungen und einem Modelle, das bei
dem Rothgießer Ries, in der Beckschlagergasse, zu sehen
ist, gehörte der Brunnen jenen Kunstgebilden an, die aus
der Steifheit der Reifröcke und der Alongeperücke heraus
die Freiheit der Kunstgewähr in nackten Figuren der heid—
nischen Götterwelt suchten. Geläuterter Geschmack der Jetzt⸗
zeit wird diese Darstellungen, mögen sie auch noch so tüch—
tig ausgeführt seyn, nicht wahrhaft schön finden; das Lob
dieses Brunnens gehört daher auch einer vergangenen Zeit
an. Es mag hinreichen, hier anzuführen, daß das Muster
dazu von dem in Bologna befindlichen durch den Bildhauer
Giovanni da Bologna gefertigten Springbrunnen genommen
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