Metadaten: 1828-1833 (1. Band)

296 Auf dem Appellationsgericht. 
Ich erwarte mit Sehnsucht Ihren Bericht über die neu angegebene 
Spur, und das feste, wohlverdiente Zutrauen, welches ich in Ihre 
Erfahrung und Geschicklichkeit setze, giebt mir die Ueberzeugung, daß 
ihre Nachforschungen von der größten Wichtigkeit sein werden.“ 
Auf Herzogtümer und Zauberschlösser ging man damals nicht 
mehr aus. Es handelte sich jetzt um einen vermeintlichen Sprossen 
des bayrischen Obristen Tischleder, in den Jahren 1813 und 1814 
Kommandanten der alten Bergfestung Rosenberg in der Stadt Kronach; 
in früherer Zeit stand er bei den Chevau—legers, zuletzt bei der Ar— 
tillerie. Er war enthusiastischer Liebhaber von Pferden und vom 
Reiten: „das war sein Element.“ Seinen Mittagstisch hatte er in 
Kronach bei dem Wirt Kaspar Schüttinger, dessen Frau (7 —1831) 
eine sehr verliebte Person gewesen sein muß und ab und zu heim— 
lich niederkam. Ihr Aufspürer schrieb an Klüber, daß ihre Gesichts— 
bildung dem Porträt Kaspar Hausers vor Feuerbachs Buch ähnelte. 
Hickel machte eine Entdeckungsreise. Nach seinem Bericht vom 
28. Juli 1833 ging er den 5. nach Würzburg (die einmal wahn⸗ 
sinnige Frau war dort im Juliusspital gepflegt worden), den 11. 
nach Wunsiedel (dort gebar sie in Folge ihres Umgangs mit Tisch⸗ 
leder am 15. Juni heimlich ein Mädchen), den 15. nach Kronach. 
Dort hatte sich die Sage erhalten, daß Katharina Schüttinger (geb. 
Brückner) drei Kinder gehabt habe, wovon eines 1811 oder 1812 
als Monstrum weggeschafft worden sei. Um diese Zeit hatte sie ein 
Verhältnis mit einem Franziskaner-Bruder in dem Kloster zu Kronach, 
namens Justin, „einem zu allen Schlichen geschickten verruchten Bur— 
schen“. Um die Zeit, als Kaspar Hauser nach Nürnberg kam, 
mußte Frater Justin seinen Aufenthalt im Kloster zu Kronach auf⸗ 
geben und seinen Sitz im Franziskanerhospitium Marienweiler nehmen. 
Seine Handschrift hatte Ähnlichkeit mit dem Brief vom 26. Mai 1828. 
„In dem ehemaligen Franziskanerkloster zu Kronach war auf der 
westlichen Seite in einem abgeschlossenen Raum die Bäckerei des 
Klosters und unter dieser ein kellerähnliches Gewölbe, das jetzt auf⸗ 
gewühlt und vergrößert ist, das nach Hausers Beschreibung sein 
Kerker gewesen sein könnte, um so mehr, da ihm aus der Bäckerei 
durch eine Röhre im Winter leicht Wärme zugeleitet werden konnte.“
	        
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