Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Das Märchen vom Prinzen. 
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schon damals leise umhergetragene, jedes juristisch-thatsächlichen An— 
haltspunktes ermangelnde romantische Sage, ist aus Veranlassung 
des Ereignisses mit von Pirch, wohl aber noch mehr aus Veran—⸗ 
lassung der bekannten Zeitungs-Nachrichten über das schwere Erkranken 
des jüngst Verstorbenen Herrn Großherzogs von Baden von neuem 
wieder aufgewacht. Der in Kombinationen und Hypothesen uner— 
schöpflichen Phantasie ist es sogar ihres Dafürhaltens gelungen), 
die deutsche Geburt Hausers mit seinen halb polnischen, halb unga— 
rischen Erinnerungen, das Traumschloß Hausers, das man in Deutsch⸗ 
land sucht, mit dem wahren oder verstellten Wahnsinn, oder, wie 
andere Nachrichten besagen, einer simplen Ohnmacht der ungarischen 
Gouvernante (Frau von Dalbonne) in Verbindung zu bringen.“ 
Auf diese kerngesunden Bemerkungen läßt Feuerbach sofort das 
schon (oben S. 224) mitgeteilte Phantasma folgen und schließt dann: 
Mit der allertiefsten Devotion verharrend Eurer Königlichen Maie⸗ 
stät allerunterthänigst treu gehorsamster“ u. s. w.) 
Feuerbachs richtige Einsicht im Sommer 1830. daß Prinz 
Kaspar (von Baden) ein „jedes juristischethatsächlichen Au⸗ 
haltspunktes ermangelndes romantisches“ Märchen war, 
vollen wir uns nicht wieder weggaukeln lassen! 
Feuerbachs erste öffentliche Hauserschrift war eine Separat— 
ausgabe der von ihm bestellten und glossierten arztlichen Gutachten 
der Herren Preu (vom 3.) und ·Osterhausen (vom 30. Dez.) 1830: 
Einige wichtige. Aktenstücke) den unglücklichen Findling Kaspar 
Hauser betreffend. Zur Berichtigung des Urteils des Publikums 
uͤber denselben mitgeteilt von Herrn Staatsrat und Appellations— 
Eine hinter dem Rücken dargebotene Prise (Feuerbach schnupfte bekanntlich 
stark) für Freund Tucher! 
2) Nach einer vom K. und K. Ministerium des Außern (Politische Expedition) 
zu Wien den 6. Mai 1883 legalisierten Abschrift, gezeichnet: Arthur von Klym⸗ 
harich, Direktions-Adjunkt. Der merkwürdige Aufsatz befindet sich nämlich mit 
Feuerbachs eigenhändiger Anterschrift in den Akten des Ministeriums des Aus— 
wärtigen in Wien. 
sd. Auch Daumers hier dem Inlande nachgedruckter Aufsatz „über den 
Mordversuch gegen K. H. am 17. Oktober 1829* war also für diesen berühmten 
Furisten ebenfalls ein wichtiges Aktenstück!
	        
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