Objekt: Der deutsche Meistergesang

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oder mehreren Schlußftolen, Die Stollen beftanden 
aus etlidhen Zeilen, die eine gleihe Silbenzahl haben 
mußten und wurden gewöhnlidH am Ende mit einem 
Rreuze bezeidhnet. Die Versart, in welcher ein foldher 
Bar abgefaßt war, hieß das Gebäude und mit der 
Melodie, nach der er in der Schule abgefungen wurde, 
der Ton. Der Abgefang Hatte eine andere Melodie 
als die Stollen. Die Meifterfinger beobadteten in ihren 
Qiedern allein die Zahl der Silben; ob fie Kurz oder 
fang waren, war ihnen gleid. Sechs bis fieben ver: 
jiedene Arten von RNeimen gab es: Stumpfe, flingende, 
flingende Schlagreime, Waijen, Laufen, Körner oder 
Rrönlein und ftumpfe Schhlag-Reime., 
Der Kein durfte 1—12 Silben haben; erft |päter 
itieg die Zahl, z. B. bei Hans Schreyer, auf fünfzehn. 
Sehler in der Neimen nannte man „Lafter‘“. Man 
unterfchied ein gefpalten Lafter, eine Differenz, eine 
ge[paltene Differenz, JHnurrende Reime, Rlebfilben, Milben 
(Röngin ftatt Königin) und heimlidH Nequivoca (3. B. 
jagen und zagen). Jeder Fehler wurde gefiraft, worüber 
25 Strafartifel und 7 Schärfftrafen vorhanden waren. 
Die meiften in der Tabulatur gebrauchten Kunfiaus- 
drücke find bisher noch nicht erflärt worden; viele find 
vom Bauen hergenommen, wie auch einige Meifjter ich 
allegorijde Namen Dbeilegten. Statt Par, wie die 
Kolmarer Liederhandfhrift fajt durchweg fOhreibt, findet 
fi häufig „Bar“ gefdhrieben; nah Srimm {ft das 
Wort Jädhlidhen Sefdhledhts. Wie das Wort Lied, be: 
zeichnete wohl audy Par urfprünglidhH ein Gefäß und 
dann die Gejamtheit der SGejäge des Meijltergejanges. 
Yebes Meifterfingerlied hatte feinen Ton.!) In der 
1) Bergl.: „Über die mufikalifche Bildung der Meifterfinger.“ 
Bon S, SJacobsthal. BZeitfhr. für deutidhde Altertumskunde 
20, 69—91).
	        
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