Erstes Kapitel.
„Aus fernem Land bin ich hieher gekommen, weit, weit
gegen der Sonnen Aufgang. Meine Wiege hat gestanden in
dem Ungarland. Alldort ist eine Stadt, heißt Großwardein.
Unfern davon liegt ein Städtlein Namens Gyula und nahe bei
diesem ein Dörflein, so sich Eitas nennet. Daselbst bin ich ans
Licht der Welt geboren. An meiner Wiege hat ein Schwester—
lein gesessen, die ward Katharina gerufen, und hernach habe ich
noch zwei Brüderlein bekommen. Der eine, Ladislaus, ist ein
Zaummacher worden, der andere, Johannes, hat sich den Scheitel
scheren lassen und das geistliche Gewand angethan. Mich aber
hat der Vater in seine Werkstatt genommen, daß ich ein Gold—
schmied würde wie er.
Da ich nun die Zeit meiner Lehre vollendet, habe ich den
Wanderstab genommen nach dem Brauch des Handwerks und
bin hinausgezogen in die weite Welt. Ich ging zuvörderst ins
Reich, alsdann ins Niederland und kam zuletzt nach der lieben
Stadt Nürnberg, da ich verblieben bin und, wills Gott, ver—
bleiben will bis an mein selig Ende. Denn sobald ich einge—
treten war in diese schöne Stadt, da war es mir im Herzen,
als dürfte ich nicht wieder hinweg, so hatte sie es mir ange—
than. Da ich durch die Straßen wanderte und sahe die Pracht
der Häuser und die Majestät der Kirchen und die Gewalt der
Bollwerke, gewahrte ich viel Volks im Feierkleid, das eilete zu
der Feste hinauf, die über der Stadt thronet. Und da ich er—
kundete, was das wäre, vernahm ich, droben habe einer aus
den alten Adelsgeschlechtern der Stadt Hochzeit auf der Freiung,
dem ebenen Platz unter der Linde, da jedermann das Zuschauen
vergönnt sei. So folgte ich der Menge und sahe droben zu,
was da geschah. Und es ward mir offenbar, in welch reiche
und fürnehme und stolze Stadt ich gekommen sei. Welch eine
Pracht der Gewänder bei Männern und bei Frauen, wie blinkte