Objekt: Albrecht Dürer

Erstes Kapitel. 
„Aus fernem Land bin ich hieher gekommen, weit, weit 
gegen der Sonnen Aufgang. Meine Wiege hat gestanden in 
dem Ungarland. Alldort ist eine Stadt, heißt Großwardein. 
Unfern davon liegt ein Städtlein Namens Gyula und nahe bei 
diesem ein Dörflein, so sich Eitas nennet. Daselbst bin ich ans 
Licht der Welt geboren. An meiner Wiege hat ein Schwester— 
lein gesessen, die ward Katharina gerufen, und hernach habe ich 
noch zwei Brüderlein bekommen. Der eine, Ladislaus, ist ein 
Zaummacher worden, der andere, Johannes, hat sich den Scheitel 
scheren lassen und das geistliche Gewand angethan. Mich aber 
hat der Vater in seine Werkstatt genommen, daß ich ein Gold— 
schmied würde wie er. 
Da ich nun die Zeit meiner Lehre vollendet, habe ich den 
Wanderstab genommen nach dem Brauch des Handwerks und 
bin hinausgezogen in die weite Welt. Ich ging zuvörderst ins 
Reich, alsdann ins Niederland und kam zuletzt nach der lieben 
Stadt Nürnberg, da ich verblieben bin und, wills Gott, ver— 
bleiben will bis an mein selig Ende. Denn sobald ich einge— 
treten war in diese schöne Stadt, da war es mir im Herzen, 
als dürfte ich nicht wieder hinweg, so hatte sie es mir ange— 
than. Da ich durch die Straßen wanderte und sahe die Pracht 
der Häuser und die Majestät der Kirchen und die Gewalt der 
Bollwerke, gewahrte ich viel Volks im Feierkleid, das eilete zu 
der Feste hinauf, die über der Stadt thronet. Und da ich er— 
kundete, was das wäre, vernahm ich, droben habe einer aus 
den alten Adelsgeschlechtern der Stadt Hochzeit auf der Freiung, 
dem ebenen Platz unter der Linde, da jedermann das Zuschauen 
vergönnt sei. So folgte ich der Menge und sahe droben zu, 
was da geschah. Und es ward mir offenbar, in welch reiche 
und fürnehme und stolze Stadt ich gekommen sei. Welch eine 
Pracht der Gewänder bei Männern und bei Frauen, wie blinkte
	        
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