Polizeirat Merker.
65) „Seine blauen Augen sind der Spiegel seines inneren Men—
schen. . . . Noch nie () ist der Fall vorgekommen, daß von den
vielen Hunderten jedes Standes vom In- und Auslande, welche ihn
gesehen und beobachtet haben, irgend jemanden auch nur der leiseste
Gedanke ()) an die Möglichkeit eines Betruges aufgestiegen wäre.“
Sogar für Nürnberg eine Unwahrheit.
7) „Sein Gang sowie die Haltung seines Körpers war schwan—
kend und unsicher; und beim Treppen-Auf- und Absteigen mußte
er geführt werden.“ Eine noch stärkere Unwahrheit. „Er kam
mit ganz wunden Fußsohlen hier an.“ Der gläubige Ge—
fängniswärter Hiltel, der einzige Zeuge, der hier in Betracht kommt —
denn er sah Kaspars Füße drei Wochen früher als der Arzt — hat
eidlich zu Protokoll gegeben: „seine Füße waren bei seiner Ankunft
wohl nicht wund, jedoch sehr angelaufen, da seine Stiefel ganz
enge waren“. Was schon manchem Menschenkind passiert sein mag.
Ein bejahrter Arzt, der den Kaspar Hauser während seines
Aufenthalts in Nürnberg gekannt hat, erinnert sich deutlich, daß er
den Gang eines Plattfußes hatte. Dieser Zeitgenosse fügte
hinzu: „Der Plattfuß rührt von Schwäche der Gelenkbänder, diese
von skrofulöser Anlage her. Schwäche der Gelenkbänder tritt bei
Strofulösen auch in anderen Körperteilen auf und kann sehr wohl
bei Hauser die angeblich auffallende Kniebildung verursacht haben.
Skrofulöse zeichnen sich auch durch besonders zarte Haut aus.“ Auch
als Plattfuß könnte Kaspar ein leidenschaftlicher Reiter (nach Hickel
„kehrte er die Schuhspitzen wie ein Reiter einwärts“) und Tänzer
gewesen, der Plattfuß kann also sehr wohl für diesen Unterteil
der Kern der Fabeleien sein. Um aber auf eine strofulöse Basis
zu schließen, müßten wir wissen, ob Kaspars Plattfüße angeboren
oder, wie z. B. die der Kellner und Bäcker, erworben waren.
Als Plumpfuß wäre ihm die Sache angeboren, er aber nicht der
gesuchte Tänzer der Kasparnärrinnen gewesen.
8 „Als ihm nach mehreren Monaten seines Hierseins, wo er
schon sicherer gehen konnte, zum erstenmale Stiefel angezogen wurden,
worüber er große Freude hatte. benahm er sich so ungeschickt, daß