Metadaten: Geschichte der Städtischen Handelsschule in Nürnberg

In den Schulen pulsiert das geistige Leben einer Stadt. Je 
reger dieses in allen Schichten der Bevölkerung ist, desto zahlreichere 
und mannigfaltigere Bildungsanstalten entstehen, um das Bedürfnis 
und das Verlangen nach geistiger Ausbildung zu befriedigen. Die 
Bildung des Geistes ist nicht mehr das Vorrecht privilegierter Klassen, 
sie ist zum Gemeingut der ganzen Nation geworden und findet in der 
Volksschule ihre breite Grundlage. Wenn aber auch das geistige 
Leben sich allenthalben im Volke regt, wenn es selbst auf dem Lande 
geweckt und genährt wird, so schlägt doch die Pulsader desselben in 
den Städten stärker und lebendiger, so treibt doch der Lebensbaum des 
Volkes hier reichere Zweige und schönere Blüten und Früchte. 
Das Zusammenwohnen vieler Menschen, die verschiedenen Stände 
und Berufsarten rufen einen Wetteifer des geistigen Lebens hervor, 
der in der Errichtung der verschiedenartigsten Bildungsstätten seinen 
Ausdruck findet. Doch auch unter den Städten sind es nur wenige, 
die aus eigner Kraft und durch das Streben ihrer Bewohner Mittel— 
punkte des geistigen Lebens geworden sind. Unter diesen wenigen aber 
nimmt Nürnberg eine hervorragende Stellung ein. Waͤhrend in alter 
und neuer Zeit viele Städte geistlichen und weltlichen Fürsten ihre 
Schulen verdanken, hat Nürnberg aus eignem Antrieb und eigner 
Kraft Schulen ins Leben gerufen, die nicht bloß den Bürgern Gelegen— 
heit zu geistiger Ausbildung gaben, sondern ihren Einfluß geltend 
machten weit über die Mauern der Stadt hinaus, die anregend und 
reformatorisch auf dem Gebiete des Schulwesens gewirkt haben. 
Zweimal zeigt uns die Geschichte Nürnbergs diese schulreforma— 
torische Thätigkeit, zur Zeit des Humanismus und in den drei ersten 
Jahrzehnten dieses Jahrhunderts. 
Beide Epochen, so weit sie auch zeitlich auseinanderliegen, stehen 
doch im Kausalnexus und verhalten sich zu einander wie Ursache und 
Wirkung. Dort waren es die humanistischen Studien, welche den 
—— Geist frei machten zu schöpferischer 
Thätigkeit in Wissenschaft, Kunst und Gewerbe, hier die Realien und. 
technische Kenntnisse, welche gegenüber den klassischen Studien ihre 
Rechte forderten, aus der Vormundschaft des Humanismus entlassen 
zu werden und sich selbständig entwickeln zu dürfen; und es ist wohl 
nicht zufällig, daß dieses Verlangen mit dem Wiedererwachen des
	        
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