228
Der Gefangne konnte von Glück sagen, so leichten Kaufes
davongekommen zu sein, denn kurz vorher hatte die Stadt
in einem ähnlichen Falle ein strenges Exempel statuirt. Zu
Ende des Jahres 1511 ist Sebastian von Seckendorf als ein
Placker und Landfriedenbrecher zwischen Gundelsheim und
Oettingen niedergeworfen und gefangen nach Nürnberg ge—
bracht worden. Auch für diesen verwandte sich der Mark—
graf im Bunde mit der zahlreichen Verwandtschaft desselben.
Diesmal aber blieben alle Bemühungen fruchtlos, der Rath
brachte vor, daß der Beschuldigte dabei gewesen, wie Nürn—
berger Bürger und andere auf des h. röm. Reichs Straßen
zu mehrmalen beschädigt worden, und könnte er es bei seiner
Bürgerschaft nicht verantworten, wenn er ihn ungestraft von
Statten ließe. Aller Vorbitten ungeachtet wurde Secken—
dorf enthauptet; noch auf dem Richtplatze gab er die Hoff—
nung nicht auf, seine Freunde würden ihn mit Gewalt be—
freien; er wollte nicht niederknieen und blickte immer nach dem
nahen Walde. Da ermahnte ihn der Stadtrichter Wolf Pömer
ernstlich, den Streich zu leiden, er würde sonst für einen
Streich viel gewärtig sein müssen; darauf er vor Unwillen
ausgespuckt, niedergekniet, und ist schnell gerichtet worden.
Ehe die Fehde mit dem Geißlingen vollständig beigelegt
worden war, finden wir als Feind der Stadt Nürnberg zum
zweiten Male den Namen eines Mannes, den ein deutscher
Dichter der neuern Zeit unsterblich gemacht, den Namen
Götz von Berlichingen; freilich finden wir ihn nur als einen
Placker und Straßenräuber, der sich von den gewöhnlichen
seines Gelichters nur dadurch unterschied, daß er die Sache
gleich in's Große trieb. Götz gab vor, der getödtete Geiß—
lingen sei sein Diener gewesen, ebenso der Gefangne Hans
Christoph von Absberg sein guter Freund, dessen Schaden
er verhüten müsse. Daher verband er sich mit mehreren
Gleichgesinnten, und brachte in der That 130 Pferde zu—⸗
sammen. Mit dieser Schaar griff er in der Gegend von