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Niederlage des Grafen endete, der selbst schwer verwundet
auf das Schloß Achalm fliehen mußte:
„Wie haben da die Gerber so meisterlich gegerbt,
Wie haben da die Färber so purpurroth gefärbt.“
Das Heer Ulrich's war vernichtet, und die Chroniken
melden die Namen gar vieler Grafen, Ritter und Herren,
welche, gefallen unter den Streichen der erbitterten Bürger,
die Wahlstatt bedeckten.
Auch vor Ulm wurde nichts ausgerichtet, das Belage—
rungsheer zog ab, und die Städter, durch ihren Sieg über—
müthig gemacht, fielen nun selbst ihrem Feinde in's Land,
und verheerten dasselbe mit Plündern und Brennen.
Endlich wurde Friede vermittelt, der Herzog Friedrich
von Bayern wurde an die Stelle Eberhards von Würtem—
berg als Landvogt über die schwäbischen Städte bestellt, und
Karl ließ durch seinen Sohn Wenzel, dem neuen römischen
König, die Privilegien derselben aufs Neue bestätigen; ihre
Verbindung aber bestand fort, und befestigte sich immer
mehr und mehr—
Im Jahr darauf 1378 am 19. November ist Kaiser Karl
zu Prag gestorben, nachdem er drei und dreißig Jahre lang
regiert hatte, und zwei und sechzig Jahre alt geworden war.
Ihm folgte sein Sohn, der bereits zum römischen König
gewählte Wenzeslaus. Der Charakter und die Regierung
dieses Fürsten ist vielfach angegriffen und getadelt worden,
und in der That ist auch nur wenig Tröstliches von seiner
Wirksamkeit zu berichten. Doch muß angeführt werden,
daß jene heillose Verwirrung, in welcher Deutschland sich
zur damaligen Zeit befand, auch wohl von einem Manne
mit bedeutenderen Gaben und größerer Energie nicht hätte
bewältigt werden können. Ist dies seinem Vater nicht ge—
lungen, der, wenn auch kein Mann des Schwertes, sich doch
stets als kluger Unterhändler gezeigt hat, wie sollte es ihm
gelingen, der weder das eine noch das andere gewesen ist.