Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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lichen Entwürfe der Becher, Humpen und Krüge mit ihrer einfachen, aber 
äusserst wirkungsvollen Ornamentation in blauem, rotem, braunem und 
schwarzem Email, 
Von den übrigen Ausstellern seien nur noch €. Frank, Fabrik von 
Holz- und Elfenbeinschnitzereien, sowie Schirmstöcken in Fürth, und Georg 
Winkler, Elfenbeinschnitzer in Fürth genannt, da die technisch besonders 
guten Arbeiten dieser beiden Firmen zugleich das Bestreben, neue Artikel 
im Geschäfte einzuführen, bekundeten. Kurz, die Elfenbeinschnitzerei ge- 
hört zu jenen Zweigen des höheren Kunstgewerbes, welche sich am meisten 
aus dem Verfalle emporgearbeitet haben. 
Neben dem Elfenbeine spielen auch die Knochen (das Bein) in der 
Drechslerei eine bedeutende Rolle, da sie bei gehöriger Behandlung so weiss 
wie Elfenbein werden und sowohl einer schönen Politur als jeder Färbung 
fähig sind. Die Ausstellung namentlich die von Roderich König, Drechsler 
und Stockfabrikant in Nürnberg, zeigte an den ausgestellten Gegenständen 
aller Art insbesondere den Stöcken ınit ihren vorzüglich gebleichten und 
geschnitzten Griffen, dass auch dieses Gewerbe in Bayern den Anforderungen 
der Zeit entspricht. Die genannte Firma z. B. arbeitet trotz der grossen 
Konkurrenz, welche hierin das Ausland, namentlich Paris macht, in bedeu- 
tendem Masse für den Export. Den Umfang dieses Gewerbes in Bayern 
mag man daraus entnehmen, dass sich im ganzen Lande mit der Herstellung 
von Stöcken, Sonnen- und Regenschirmen 351 Betriebe beschäftigen. 
Meerschaum- und Bernsteinwaren hatten 2 Firmen ausgestellt. Hier 
jedoch zeigten die betreffenden Arbeiten, dass in diesem Zweige noch man- 
ches geschehen muss, bis Bayern darin die Konkurrenz Wiens u. s. W. 
wird bestehen können. Hauptsächlich gilt dies von den Meerschaumarbeiten, 
wenn auch zugestanden werden muss, dass J. Hofbauer in Nürnberg schon 
einen tüchtigen Anlauf genommen hat. Es wäre überhaupt die Frage, ob 
sich der herrliche Stoff nicht auch zu anderen Gebilden verwenden liesse 
als gerade zu Rauchutensilien. Vor Allem aber wäre den betreffenden 
Firmen zu empfehlen, dass sie, falls sie einmal Rauchutensilien, Pfeifen 
oder Spitzen machen wollen, in der "That auch Pfeifen und Spitzen, die 
zum Rauchen bestimmt und tauglich sind, herstellen, nicht aber Kunst- 
werke, welche dem genannten Zwecke durchaus hinderlich in den Weg 
treten. Es wird zu häufig übersehen, dass der Zweck die Form bestimmt, 
dass der Zweck nie Neben-, sondern stets Hauptsache sein muss. Hoffent- 
lich wird in der nächsten Zukunft der Gebrauchszweck mehr ins Auge 
gefasst, als es angestrebt, in der Meerschaumpfeifen- und Spitzenfabrikation 
bisher geschah. 
Eine Spezialität von Zigarrenspitzen, nämlich Rehfuss- und Gems- 
hornspitzen, teils echt, teils imitiert, waren von 3 Ausstellern gebracht. 
Dieselben scheinen sich ihres niedlichen Aussehens wegen, der besonderen 
Gunst der Raucher, zumal wenn diese Jäger sind, zu erfreuen. Aber auch 
unter ihnen traf man manche Missgeburten mitten unter sehr gelungenen
	        
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