79
furcht geben Fann. Wenn auch Ieder, der einmal bei dem
alten Kießling in Kräutles zugefprochen, etwas an diefenz
lieben Haufe zu rlühmen weiß, der Eine die NMeinlichkeit und
Ordnung, der Andere die Freigebigkeit, der Dritte die freundlis
chen Sefichter des Baters, wie ber Mutter und all der Kinz
der und Enkel um den Silh her, fo haben doch eigentlich nur
die den alten Wolfgang Kießling recht gekannt, die ihr
haben beten Hören mit den Seinen aus einem einfältigen Her-
zen voll Liebe und feftem Sottvertrauen,.
So wie er da als Sreis beten Fonnte, hatte er nicht ims
mer beten Fönnen, und e8 hatte auch ihm eine Stunde Fomz
men müffen, wo er nach Eurzen Schmerzen inne wurde, wie
nahe und wie freundlich Gott einem jeden Herzen fet, das ihn
einfältig auf dem Wege fucht, auf weldhem er immer {teht
und unfer wartet: auf dem Wege der rechten Demuth.
Die Stunde Fam ihm fo:
Cines Sonntages des Nachmittags war unfer SoHanıt
Tobias, der damals fchon kebendig an feinem Herzen erfahs
zen, wie nahe und freundlich uns Sott ift, auch hinaus nach
Kräutles gegangen zu feinem Namens=VBetter, der Ihn gern
hatte, obgleich er Vieles von dem, was feit einiger Zeit der
Tobias mit ihm aus vollem, Überfliegendem Herzen fprach,
nicht recht verftand, auch im Srunde genommen, nicht recht
mochte. & war gerade mitten in der Sommerszeit, und die
Stube ganz voller Fliegen, welche fihh dem Tobias, währ
rend diefer fprach, auf die Nafe und ins Seficht und die ge=
puderten Haare febten, auch zum Iheil in die Milch fielen.
Darüber wurde der Wolfgang ganz böfe, und ließ den Zo=
bias immer fort fprechen, während er brummend mit der Flie-
genHatfche in der Stube umberging und eine Fliege nach der
andern todt fchlug.
Endlich fagte TobiaS, nachdem er ihm lange zugefehen:
Ei Mann! fag mir doch, was du heut fo brummft, und fhlägft
nur Fliegen todt, feß dich doch noch ein wenig zu mir nieder
und laß die armen Tbhierlein lebens wer weiß, wozu fie auch gut.