Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

“ 
7 
meinenden jungen Mann bis zu wirklichen Bedrückungen und 
Berfolgungen habe fteigen Taffen. Und dennoch wurde wenigz 
{tens einer von Dbiefen Berfolgern durch das Sebet, fo wie 
durch die Geduld und liebevolle Sanftmuth des Jünglings fo 
ganz gewonnen, daß er aus einem Feinde fein innig verbundes 
ner und gleichgefinnter Freund und Bruder für mehr als 
eine Welt geworden. 
Aber alle die Leiden und Migkennungen, von denen wir 
eben redeten, betrübten unfern feligen Tobias lange nicht fo 
fehr, al8 die bittern, fhmerzlidhen Erfahrungen, die er eben 
um jene Beit (etliche Monate und zum Iheil etwa ein Jahr 
nach feines Nehbergers Tode) an Solchen machen mußte, 
die er für treue, gleichgefinnte Chriften gehalten hatte. Und 
e8 waren nicht die lebten Erfahrungen der Art, die feine treue 
Seele zu machen hatte! 
Sa, in folchen Fällen, wo YWergerniffe wie eine alverhees 
rende FluthH aus der Mitte der vermeintlichen Chriftusfreunde 
hervorbrechen, ift e& nicht etwa der Spott und die allgemeine 
Läfterung aller Andersgefinnten, welche dem rechten, treuen 
Chriften, der dann freilich auch feinen Theil reichlich mit davon 
HinwegbeFommt, fo fehr zu Herzen geht, fondern es ift ein 
anderer, tieferer Schmerz, welcher, wie ihn der weiter unten an- 
gefügte Brief des feligen Esper befchreibt, mehr betäubt und 
unbeilbarer nagt, als Der leibliche Tod auch der liebften und 
nächften Freunde. 
Obgleich diefe Leiden unfers Seligen im Grunde genom= 
men noch zu der zweiten Taufe, von welcher wir hier in diefem 
Abfchnitte fprachen, gehörten, indem die ftadtfundigen Sefchich= 
ten, welche jene inneren Beiden veranlaßten, ganz hauptfächlich 
dazu beitrugen, das Feuer des Spottes und Der Verläfferuns 
gen über Tobias und feine Freunte recht heiß anzufchliren, 
fo wollen wir ihnen doch hier einen eigenen Abfchnitt gönnen, 
deffen Inhalt zwar für Viele nicht fehr angenehm, aber im: 
merbin Lehrreich, und durch den herrlichen, am Ende des Abfchnit- 
tes angefügten Brief des feligen E8p er fogar erbaulich fein Fann.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.