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meinenden jungen Mann bis zu wirklichen Bedrückungen und
Berfolgungen habe fteigen Taffen. Und dennoch wurde wenigz
{tens einer von Dbiefen Berfolgern durch das Sebet, fo wie
durch die Geduld und liebevolle Sanftmuth des Jünglings fo
ganz gewonnen, daß er aus einem Feinde fein innig verbundes
ner und gleichgefinnter Freund und Bruder für mehr als
eine Welt geworden.
Aber alle die Leiden und Migkennungen, von denen wir
eben redeten, betrübten unfern feligen Tobias lange nicht fo
fehr, al8 die bittern, fhmerzlidhen Erfahrungen, die er eben
um jene Beit (etliche Monate und zum Iheil etwa ein Jahr
nach feines Nehbergers Tode) an Solchen machen mußte,
die er für treue, gleichgefinnte Chriften gehalten hatte. Und
e8 waren nicht die lebten Erfahrungen der Art, die feine treue
Seele zu machen hatte!
Sa, in folchen Fällen, wo YWergerniffe wie eine alverhees
rende FluthH aus der Mitte der vermeintlichen Chriftusfreunde
hervorbrechen, ift e& nicht etwa der Spott und die allgemeine
Läfterung aller Andersgefinnten, welche dem rechten, treuen
Chriften, der dann freilich auch feinen Theil reichlich mit davon
HinwegbeFommt, fo fehr zu Herzen geht, fondern es ift ein
anderer, tieferer Schmerz, welcher, wie ihn der weiter unten an-
gefügte Brief des feligen Esper befchreibt, mehr betäubt und
unbeilbarer nagt, als Der leibliche Tod auch der liebften und
nächften Freunde.
Obgleich diefe Leiden unfers Seligen im Grunde genom=
men noch zu der zweiten Taufe, von welcher wir hier in diefem
Abfchnitte fprachen, gehörten, indem die ftadtfundigen Sefchich=
ten, welche jene inneren Beiden veranlaßten, ganz hauptfächlich
dazu beitrugen, das Feuer des Spottes und Der Verläfferuns
gen über Tobias und feine Freunte recht heiß anzufchliren,
fo wollen wir ihnen doch hier einen eigenen Abfchnitt gönnen,
deffen Inhalt zwar für Viele nicht fehr angenehm, aber im:
merbin Lehrreich, und durch den herrlichen, am Ende des Abfchnit-
tes angefügten Brief des feligen E8p er fogar erbaulich fein Fann.