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dem Manne Glück, daß unfer Herr Sott e8 mit ihm fo ge:
nau nähme, und ihm das, woran fein Herz, vielleicht zu
fehr gehangen, genommen habe. Indeß, da er felbft Freude
an Blumen habe (Esper, Vater und Sohn, waren, wie
wir nachher fehen wollen, eben fo vertraut mit dem Buche der
Natur als mit dem der Heiligen Schrift), fende er ‚ihn hier
zine Anzahl Nelfenfenker von feinen beften, die ihm vielleicht
ein Fleiner Erfag für feinen VBerluft fein Fönnten. Zugleich az
det er ihn ein, er folle ihn einmal. befuchen, und fich dann in
feinem Sarten unter feinen Blumen umfehen und ihm nur fa=
gen, von welchen er Ableger oder Zwiebeln oder Samen
haben wollte.
Die Nelken werden eingepflanzt, und manche blühen fchon
in dem Sommer gar herrlich. Da fritt einmal eines Tags
ein Herr zu unferm Schullehrer herein, ein gar anfehnlicher
Mann. ES war ein folcher, der nicht incognito reifen Kann,
denn e8 firahlte eine gar befondere Majeftät aus feinem Ange:
ficht und Wefen. Unfer lieber Schulmeifter glaubte, das fei
eine irdifche Majeftät, und da der Mann nicht recht weltlich
ausfah, fo meinte er, e$ fet ein hoher Prälat oder Bifchof
aus der Nähe.
Der aber fagte, ich bin CEsper, der Ihnen die Nelken
gefchict. Da fahen fich die Beiden in die Augen und gewanz
nen fich lieb, und der Schulmeifter verfprach, er wolle den
Herrn Pfarrer eheftens einmal befuchen.
Aber das war Feine Leichte Sache. Denn der Herr Vfarz
rer Esper, Vater und Sohn, war als ein — damals fagte
man — Pietift, aus der Franckefchen Schule, oder auch wohl
gar Herrnhuter (doch vergleiche man damit einen Brief, der
nachher folgen wird) gar fehr verfchrieen, und das hohe Con-
fiftorium hatte alle Augenblide etwas an dem Manne auszus
feßen und zu beftrafen.
Doch wagt es der freffliche Cantor aus Fürth an einem
Sonntage, und geht auf einem Umwege herunter nach Frauenz
aurach. Da wird er aar freundlich aufgenommen vom lieben