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zwar von verdienten Männern gefchrieben fein mochten, aber in
giner folchen altmodifchen, einfältigen, mandımal faft abgef mad
ten Weile, daß man doch jet weit darüber hinaus ift, und die
jeßige gebildete Welt würde über fo etwas nur lachen. SIndeß,
dachte er weiter, wenn e& dem guten, frommen Manne fo viel
Vergnügen macht, mir da feine Gedanken über’s Chriftenthung
vorzufchwaßen, fo mag ev’ thun, wenn et’$ nur nicht fo gar
weitläufig machte und immer daffelbe wiederholte, und wenn
er nur auch andere Leute mehr zu Worte Fommen und f ich
belehren ließe,
Eines Males war Kießling aud bei Schöner, und
brachte ihm eben wieder einige recht treffliche Bücher, in denen
das Wort vom Kreuz gar laut geworden. Schöner war wohl
eben auch nicht in der beften Laune, und da ihm jener die Bliz
her binreicht und ihn dringend zum Lefen derfelben ermahnt,
blättert er ein wenig darin, und giebt fie ihın dann gleich wies
der mit den Worten: Lieber Herr Kießling, ih muß Ihnen
nur fagen, ich habe zum Lefen folder Bücher weder Zeit noch
auch Luft. Die find mehr für gemeine Leute gefchrieben, als
für Gelehrte, denen fie doch nur ganz bekannte Sachen und das
eben nicht in einer gebildeten Sprache fagen. — Uber unfer
Bücherverleiher ließ fich fo gefhwind nicht irre machen. Lieber
Herr Diaconus, fagt er, Sie haben ja da Kaum genug auf
SXhrem Schreibtifche. Sönnen Sie doch meinen Büchern auch
ein Plählein daraufz vielleicht Fommt Ihnen doch einmal Zeit,
wo Sie in die Bücher hineinfehen und fie wohl auch gern les
fen mögen.
Und diefe Zeit Fam bald. Am zweiten Weihnachtstage des
Sahres 1776 predigte unfer lieber Schöner auch einmal Über
den Glauben an Chriftum. Nun liebte er damals, fo erzählte
er fpäter, bei feinen Predigten ganz befonders einen recht Fräfs
tigen, rednerifhen Schluß, weil der nachher noch am Kängften
nachtönt in den Herzen (oder wenigftens Ohren) der Zuhörer,
Er fchloß alfo auch diefe Predigt, die er für ganz befonders ges
Jungen hielt, mit einer recht rednerifchen Befchreidbung des Slaus
ko