Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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zwar von verdienten Männern gefchrieben fein mochten, aber in 
giner folchen altmodifchen, einfältigen, mandımal faft abgef mad 
ten Weile, daß man doch jet weit darüber hinaus ift, und die 
jeßige gebildete Welt würde über fo etwas nur lachen. SIndeß, 
dachte er weiter, wenn e& dem guten, frommen Manne fo viel 
Vergnügen macht, mir da feine Gedanken über’s Chriftenthung 
vorzufchwaßen, fo mag ev’ thun, wenn et’$ nur nicht fo gar 
weitläufig machte und immer daffelbe wiederholte, und wenn 
er nur auch andere Leute mehr zu Worte Fommen und f ich 
belehren ließe, 
Eines Males war Kießling aud bei Schöner, und 
brachte ihm eben wieder einige recht treffliche Bücher, in denen 
das Wort vom Kreuz gar laut geworden. Schöner war wohl 
eben auch nicht in der beften Laune, und da ihm jener die Bliz 
her binreicht und ihn dringend zum Lefen derfelben ermahnt, 
blättert er ein wenig darin, und giebt fie ihın dann gleich wies 
der mit den Worten: Lieber Herr Kießling, ih muß Ihnen 
nur fagen, ich habe zum Lefen folder Bücher weder Zeit noch 
auch Luft. Die find mehr für gemeine Leute gefchrieben, als 
für Gelehrte, denen fie doch nur ganz bekannte Sachen und das 
eben nicht in einer gebildeten Sprache fagen. — Uber unfer 
Bücherverleiher ließ fich fo gefhwind nicht irre machen. Lieber 
Herr Diaconus, fagt er, Sie haben ja da Kaum genug auf 
SXhrem Schreibtifche. Sönnen Sie doch meinen Büchern auch 
ein Plählein daraufz vielleicht Fommt Ihnen doch einmal Zeit, 
wo Sie in die Bücher hineinfehen und fie wohl auch gern les 
fen mögen. 
Und diefe Zeit Fam bald. Am zweiten Weihnachtstage des 
Sahres 1776 predigte unfer lieber Schöner auch einmal Über 
den Glauben an Chriftum. Nun liebte er damals, fo erzählte 
er fpäter, bei feinen Predigten ganz befonders einen recht Fräfs 
tigen, rednerifhen Schluß, weil der nachher noch am Kängften 
nachtönt in den Herzen (oder wenigftens Ohren) der Zuhörer, 
Er fchloß alfo auch diefe Predigt, die er für ganz befonders ges 
Jungen hielt, mit einer recht rednerifchen Befchreidbung des Slaus 
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