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„Vielleicht aber bin ich ‚auch fehlerhaft gutwillig gewefen?
— Derfelbe bezeugte mir dorten endlich, wie er bis zum Cr-
liegen unter Verzweiflung fe gedemüthigt worden, wie es ihn
innigft fchmerze, daß er feine Lieben und Freunde fo ferne von
fich treten gemacht, wie er aber dabei mit Freubigkeit wiffe,
daß Iefus ihm wieder gnädig fe. — —” Hier muß ih fagen,
ich bin bei diefer Erklärung fogleich überwältigt gewefen.
fiel mir ein, was will da der Knecht thun, wenn der Herr
zu bald nach feiner Meinung vergiebt. Warum ift Er ein fo
gnddiger Gott. Er mag fich’8 zufchreiben, wenn ich mich dem
nicht entziehen kann, den Er begnadigt hat.“ .
nSa ‚du giebft Wergerniß mit deinem Umgange! — kam
mir in die Gedanken. Nun fo giebft dus, wie Yefus Wergernif
gab — — wie weit davon entfernt, daß du Sünder mit delz
nem Blute erkaufft, daß du e& gern haft, wenn man dich
wie Shn Sünderfreund heißt! — Der Bruder des verlorenen
Sohnes, der Verweis, den diefer Edelmüthige von feinem Vaz
ter befam, der Schuldenknecht, das Siebenzig mal fieben mal,
die große Sünderin, der den verleugnenden Vetrum zuerft
grüßen laffende Iefus, Iohannes, der einen rücfälligen Jüng-
ling fogar in der Mörderhöhle befucht, die Pflicht des Zurechtz
weifens mit fanftmüthigem Seifte, — dies und taufend Anderes
fiel mir fo nach und nach ein, daß mir Herr W. wieder worz
den, was er mir fonften gewefen. “
„Xn feiner Sache finde ich viele mir unauflösliche RNäthfel.
Sch entfchuldige nicht, ich weiß aber auch, daß der theolos
gifche Haß der grimmigfte if. — An einem Tage anklagen,
richten, verbammen! — — genug, das macht ein anderer Tag
als der Heutige Far. “
nSewiß, mein Iheuerfter! € wird W, zu einem großen
Segen gereichen, wenn er Ihres Umganges gewürdiget wird.
Sie Fönnen die große Kunft des Zurechtweifens mit. fanftmliz
figem Seifte,. Stünde nun bei ihm noch nicht UNeS fo, wie
e5 ftehen .‚foll, ‚fo find Sie ein unentbehrliches Werkzeug, das
Unlautere weagzuprüfen, das Sute bewährt zu machen. Man