Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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Mur fehr wenige Stunden pflegte er der Ruhe, und, ging er 
gleich fpät in die Schlaffammer, fo hörte man ihn noch im 
Stillen fi lange mit feinem Seelenfreunde unterhalten, oder er 
fehrieb noch etwas. Mit dem früheften Morgen war er dann 
wieder auf, freute fich innig am Frühgefang der Vögel, und 
noch viel mehr, wenn er einen Bauer oder einen Knecht im 
Hofe beim Anfchirren ein frommes Morgenlied anftimmen hörte. 
Seiner Ruheftätte fah man e8 am Morgen Faum an, daß fie 
benußt worden war. 4 
Das Vierte, womit unfer feliger Tobias fparte, war, 
wie auch einer unfrer Sfferreichifchen Freunde bemerkt, das Paz 
pier. Denn mit und auf jedem weißen Blättchen YPapier 
fonnte er, bei feinen unzähligen Briefen, einer befreundeten 
Seele eine Freude machen, indem er ihr, immer mit andern 
Morten, das Eine darauf fchrieb: „Kindlein, KVaffet uns bei 
hm bleiben! Lieber, ich habe dich von Herzen lieb, laß uns 
vor Allen Shn Keben!“ 
31. Sin fonderbarer Flurfchügs und Biehhirtke, 
€ muß damals ein herrliches Leben in allen jenen Sez 
birgen gewefen fein, als bei dem Kaiferlichen Toleranzedict 
der alte evangelifhe Slaube wieder frei aufzublühen ans 
fing, und außer der Pfahlwurzel, die in allen dußeren Nöd- 
ihen und Stürmen nur tiefer und fefter in den Felfen gedrunz 
gen war, auch wieder Thau= und Seitenwurzeln reiben Fonnte, 
Sch hätte wohl an fo manchem Drte die Freude mit anz 
fehen mögen, und zuhören, als z. B. der ganze Halftädter 
See an dem Morgen, da das Feine proteftantifche Kirchlein 
zingeweiht werden follte, von Lobliedern ertönte, Denn da 
Famen Schifflein von allen Seiten her, gedrückt voller Mens 
fen, und erft erhoben fi da und dort fingende Stimmen, 
auf einmal aber ftimmten Alle ein in den Lobgefang Sottes, 
den der Herr Pfarrer K. aus S. anfing, und deffen Töne 
ih von Schifflein zu Schifflein verbreiteten: „AYlein“ — ja 
allein „Sott in der HSh”' fei Chr! #
	        
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