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Mur fehr wenige Stunden pflegte er der Ruhe, und, ging er
gleich fpät in die Schlaffammer, fo hörte man ihn noch im
Stillen fi lange mit feinem Seelenfreunde unterhalten, oder er
fehrieb noch etwas. Mit dem früheften Morgen war er dann
wieder auf, freute fich innig am Frühgefang der Vögel, und
noch viel mehr, wenn er einen Bauer oder einen Knecht im
Hofe beim Anfchirren ein frommes Morgenlied anftimmen hörte.
Seiner Ruheftätte fah man e8 am Morgen Faum an, daß fie
benußt worden war. 4
Das Vierte, womit unfer feliger Tobias fparte, war,
wie auch einer unfrer Sfferreichifchen Freunde bemerkt, das Paz
pier. Denn mit und auf jedem weißen Blättchen YPapier
fonnte er, bei feinen unzähligen Briefen, einer befreundeten
Seele eine Freude machen, indem er ihr, immer mit andern
Morten, das Eine darauf fchrieb: „Kindlein, KVaffet uns bei
hm bleiben! Lieber, ich habe dich von Herzen lieb, laß uns
vor Allen Shn Keben!“
31. Sin fonderbarer Flurfchügs und Biehhirtke,
€ muß damals ein herrliches Leben in allen jenen Sez
birgen gewefen fein, als bei dem Kaiferlichen Toleranzedict
der alte evangelifhe Slaube wieder frei aufzublühen ans
fing, und außer der Pfahlwurzel, die in allen dußeren Nöd-
ihen und Stürmen nur tiefer und fefter in den Felfen gedrunz
gen war, auch wieder Thau= und Seitenwurzeln reiben Fonnte,
Sch hätte wohl an fo manchem Drte die Freude mit anz
fehen mögen, und zuhören, als z. B. der ganze Halftädter
See an dem Morgen, da das Feine proteftantifche Kirchlein
zingeweiht werden follte, von Lobliedern ertönte, Denn da
Famen Schifflein von allen Seiten her, gedrückt voller Mens
fen, und erft erhoben fi da und dort fingende Stimmen,
auf einmal aber ftimmten Alle ein in den Lobgefang Sottes,
den der Herr Pfarrer K. aus S. anfing, und deffen Töne
ih von Schifflein zu Schifflein verbreiteten: „AYlein“ — ja
allein „Sott in der HSh”' fei Chr! #