Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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woran e8 denn auch der Selige niemals fehlen ließ. Denn man 
begreift Faum, fchreibt ein Freund aus Defterreich, wie der Se 
lige bei feinen übrigen vielen Sefchäften ein folches Heer von 
Briefen fchreiben Fonnte. Da haben Viele in Defterreich ganze 
Yacktchen von Briefen von ihm aufbewahrt, deren Hauptinhalt 
immer nur der Eine, große ift, von Dem, der geftern ift und 
Heute und Derfelbe auch in Ewigkeit. Da ermahnt er denn 
auch noch ganz befonders in diefen Briefen zur Treue und zum 
YAusharren im Chriftenberufe, und erinnert immer von Neuem, 
daß wir durch viel Zrübfal müffen zum Reich Sottes eingehen. 
Den Kindern leat er das Wort des Lieblingsjüngers unfers Herrn 
ans Herz: Und nun, Kindlein, bleibet bei Ihm. Die Iung- 
frauen ermahnt er, mit Maria das befte Theil zu erwählen, das 
nicht von ihnen genommen werden Kann. Den oft fehr befchwerz 
ten Müttern ruft er je zuweilen das Verslein zu: „Wenn ich 
mich bei Nacht und Tage mit der Kinderpflege plage, führe 
ich doch Feine Klage, denn fie ift im Heren gethan. Diefer ift 
und bleibt vor ANen meines Herzens Wohlgefallen, und, fo 
Yang ich werde wallen, th ich Ues Ihm zu lieb. 
SE ift unglaublich, was diefe Briefe für Freude machten, 
was fie für Wirkung fhaten, mit welchem Sehnen fie erwartet 
wurden. Eine ehrwürdige, Hriftlich ernfte Bauersfrau Lernte 
noch in ihrem hohen Alter fchreiben, nur damit fie auch an 
Kießling fhreiben und Briefe von ihm erhalten Fönne. Kinz 
der fogar (und zwar nicht blos die ganzen Schulkinder ein: 
zelner Gemeinden, wenn fie von ihren Sehrern zu Dankfchreiben 
an den gemeinfchaftlichen Wohlthäter ermuntert wurden) fchries 
ben aus freiem Antriebe Findlich feomme und liebende Briefe 
an den Herrn Tobias Kiefling, und manche treue Seele 
{tand auf diefe Weife fchon feit ihrem zwölften Iahre mit uns 
ferm Seligen in einem gar fruchtbaren Verkehr. 
„Sießling hat“, fo fügt der liebe Schullehrer Traut enberger 
feinem Bericht noch hinzu, „einige funfzig Jahre lang Defterreich 
jährlich wenigftens zwei Mal befucht. Er fah das evangelifche 
Shriftentbum zuerft im ar6ßten Drucke fchmachten, dann nach
	        
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