gesetzte Verteuerung, eine schamlose Ausraubung des nichtbesitzenden Volkes und
ein beträchtlicher Schleichhandel. Höchstpreisüberschreitungen und Wucher feier⸗—
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angefaßt und zur Bestrafung gebracht hätte, wie die hungernden, zur Verzweif-
ung getriebenen Arbeiter. Selbst Kommunalverbände mußten sich an den Höchst⸗
zreisüberschreitungen beteiligen, wenn sie für ihre Versorgungsberechtigten etwas
an Lebensmitteln hereinbringen wollten, deren Preise von den großen Industrie—
hetrieben und den besitzenden Klassen weit über die Höchstpreise hinanfgetrieben
wurden. Die fort und fort steigende Teuerung ging so weit, daß die alltäglichen
Bedarfsgegenstände nur mehr zu Phantasiepreisen zu erhalten waren. Die Lage
der Arbeiter verschlechterte sich von Cag zu Tag. Nach Berechnungen der Bauer.
dandespreisprüfungsstelle war der Wochenaufwand eines gewöhnlichen Versorg-—
ingsberechtigten gegenüber 1914 um 68,6 Prozent gestiegen, nach anderen Stellen,
so u. a. nach Calwer, um 952120 Prozent. Die Vertretungen der Arbeiter, die
Sewerkschaften und die Sozialdemokratische Partei, haben die Veichsregierung
immer und immer wieder auf die Ernährungsschwierigkeiten hingewiesen, aber
stets ohne Erfolg; sie hörte mehr auf die Vatschläge der Kriegsgewinnler, der
Wucherer und der unersättlichen Großagrarier, der Junker. Die Verantwortung
ftür die Hungerrevolten und die Rüstungsarbeiterstreiks haben einzig und allein
die Vegierungsstellen zu tragen.
Behufs Anerkennung der Buchdrucker als Schwerarbeiter richtete die
Vorstandschaft an den Magistrat ein entsprechendes Gesuch, um auch für
die Kollegen Zulagen an Lebensmitteln zu erlangen. Begründet wurde
anser Verlangen mit der schweren körperlichen CTätigkeit der Drucker und
Stereotupeure usw. und der geistige Anstrengung erfordernden Arbeits—
wveise der Setzer, Korrektoren usw. Hinzugefügt war noch der Hinweis,
daß eine große Anzahl Städte sowohl in Bauern wie in Deutschland über—
haupt die Buchdrucker als Schwer-, ja zum Teil sogar als Schwerstarbeiter
anerkannt hat und dieselben die hierfür bestimmten Lebensmittelzulagen er—
halten. Darauf erging unterm 15. Juni 1917 folgender Bescheid:
Der Ausschuß für Schwerarbeiter-Versorgung hat beschlossen, für die Vacht—
arbeiter in den Buchdruckereien auf Wunsch der einzelnen Betriebe hin Roh—
materialien zur Suppenbereitung zur Verfügung zu stellen. Es muß selbstverständ—
licherweise in denjenigen Betrieben, welche solche Vohmaterialien zur Suppen—
bereitung wünschen, die nötige Kochvorrichtung beschafft werden. Die Buch—
drucker werden in den meisten Städten nur hinsichtlich der Brot- und Kartoffel-—
bersorgung als Schwerarbeiter angesehen. Nürnberg hat keine besondere Brot—
und Kartoffelversorgung für die Schwerarbeiter, sondern es erhalten hier alle
Personen mit unter 3000 At jährlichem Einkommen eine Brotzusatzkarte und eine
Kartoffelzusatzkarte. Zu diesen Personen, welche hier hinsichtlich der Brot— und
Kartoffelversorgung eine Vergünstigung genießen, dürfte auch ein groher Teil der
Buchdrucker gehören.
In der Werkstätte für Buchdrucker im Kgl. orthopädischen Veserve—
dazarett Nürnberg (Sebastianspital) war 1916 als Fachlehrer für kriegs—
herletzte Buchdrucker ein Buchbinder tätig. Auf ein auf Veranlassung
der Mitgliedschaft an das Lazarett gerichtetes Schreiben des Tarifamts
der Deutschen Buchdrucker hat der Leiter der orthopädischen Abteilung.
Herr Stabsarzt Or. Silberstein, geantwortet, daß er sehr gern der An—
regung des Tarifamts nachkommen und sich bemühen werde, einen geeig—
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