Volltext: Georg Buchner's Nachlaß

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bfeiben, jedoch ein Hedner nicht in feiner Kede, darum erlaube ich 
yir, Shnen das Modell einer Mufterrede zu qwidnLEN: . 
Hochgeehrte Mitbürger! | 
Berehrte Feltverfamunlung: 
Gönnen Sie mir, einige wenige Worte an die geehrte SGejell- 
jhaft zu richten, welde fig Heute fo zahlreid eingefunden Hat, um 
gemeinfdhaftlih ein Feit zu begehen, welches in Mederlicher, brüder- 
licher Weife unS zu einem gemeinjanıen Zwed vereinigt, der uns 
jo ar und zweideutig Die Zufjammengzehörigfeit aller gleihdenten: 
den Sefinnungsgenofjen und Sefinnungsgenoffinnen das Ber: 
gnügen den begreifenden Begriff des allgemeinen Begriffs zu be- 
greifen zu haben Hatte. Wenn ih Heute das Wort ergreife, 10 
gejchieht es in jener tiefinnigiten Neberzeugung, von deren Wahr- 
heit fidh jeder Abwejende nollfommen überzeugen ann, der die 
Unerfchütterlighkeit unfjerer Prinzipien jo wie id, zu fein zu Haben 
berechtigt ijt. Denn wie die Hühner Enteneier ausbrüten, fo freut 
fih au gewiß jede Mutter, wenn ihr Sohn das Kupferfchmied: 
handwerk erlernt Hat. Diefe ESrkenntniß ift e8, welde uns alle 
zum Stolze des wahren Selbitbewußtfeins führt, ohne welche wir 
nicht die gleihgewichtigen SIntereffen unferer Gaftwirtfhaftsgerech: 
tigfeit, verbunden mit einer Megeljuppeninduftrie verwerten 
fönnten. Denn wie fi ein junger Dat freut, wenn er cin 
neues Halsband, geftidt, quer über den Weihnachtstijch gelegt 
frieat, fo fei aud) diefes Feft ein Seft voll hoher Bedeutung, 
Und wer als Redner win brillieren, 
Der muß die Schläf” mit Schmalz einfhmieren, 
Dann jhHiekt die Rede in die Zung’ 
Und wär |” auch dalket und recht Dumm. 
Xühn fei der Redner und vermeflen, 
Denn {Hit gm g’red’t, 18 halmi g’'gefl’n. 
Hat man mit Neden die Leut’ gequült, 
Dann wird man au in’n Reichstag g'wählt. 
Und Seder gauz vernehmlih brunmumt, 
Dem Sinmpel gib ih gern mei” Stimm’, 
ein’tweg’n fOmarrt er in Berlin, 
Meyun er ner von zer Ga’ weakunumt.
	        
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