fullscreen: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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Nutzen durchspäht und aus ihrer Schauspieltechnik. dramatische 
Züge entlehnt. Wenn dabei sonderliche Leistungen nicht heraus- 
zamen, so lag das eben an der Begabung desjenigen, der diese 
Leistungen schuf. Ayrer stand seinem Vorgänger Hans Sachs mit 
Achtung gegenüber und dies kam auch darin zur Geltung, daß 
ar aus Hans Sachs Stoffe, Ausdruck und Verstechnik übernahm. 
Ayrer starb im Jahre 1605. Sein „Opus thaeatricum‘‘, das die Haupt- 
masse seiner Werke — Komödien, Tragödien, Fastnachts- und Sing- 
spiele — enthält, erschien erst im Jahre 1618 zu Nürnberg im 
Druck, die Abfassung seiner Stücke fällt, soweit wir darüber unter- 
richtet sind, der Hauptsache nach in die zweite Hälfte der Neun- 
zigerjahre des 16. Jahrhunderts und in die ersten Jahre des 17. Jahr- 
hunderts.! Die Art, wie Ayrer sich zu Hans Sachs stellt, ist ver- 
schieden. Einmal arbeitet er Werke des Hans Sachs um, d. h. er 
schwellt sie durch Einschiebung von Szenen und andere Erwei- 
jerungen auf, wobei er aber das, was er brauchen kann, ohne- 
weiters aus, Hans Sachs herübernimmt. Das ist z. B. der Fall bei 
ler „Komedia von Nicolay, dem verlornen Sohn“ (3. April 1597). 
Das Stück ist, wie Ayrer selbst angibt, eine verbesserte Bearbeitung 
des gleichnamigen Hans-Sachsischen Stückes, indes hat Ayrer es 
nur unnötig erweitert.? Ähnlich scheint es sich mit der „Tragedia 
Thesei“ (22. Juli bis 5. August 1598) zu verhalten.? In einem 
anderen Falle hat er wieder zwei Stücke des Hans Sachs für eines 
seiner Fastnachtsspiele ausgenutzt. So verhält es sich bei dem 
‚Faßnachtspil das kein Landtsknecht in Himmel, noch in die Höll 
zommt“, das wörtliche Anlehnungen an das Gespräch „Sanet Peter 
1 Wir sind über das Verhältnis Ayrers zu Hans Sachs und den eng- 
‚ischen Komödianten im einzelnen noch immer nicht vollständig im Klaren. 
Auch die Dissertation von John George Robertson; Zur Kritik Jakob Ayrers 
‚Leipzig-Reudnitz, 1892), in die sich übrigens manche Versehen eingeschlichen 
haben, läßt eine gründliche Behandlung dieser Frage, zu deren Lösung auch 
jereits Robert Prölß (Geschichte des neueren Dramas, 3. Band, 1. Hälfte, 
„eipzig, 1883, S. 131—150) manches beigesteuert hat, noch sehr wün- 
schenswert erscheinen. Einige Andeutungen über die Benutzung Hans 
Sachsens durch Ayrer bietet auch Eduard Pistl in der Vierteljahrschrift 
für Literaturgeschichte, hg. von B. Seuftert, 6 (1893), S. 432. 
? Goedeke, Grundr. 2% 551 (68); Holstein, Das Drama vom ver- 
ornen Sohn, Halle, 1880, S. 43; Robertson a. a. 0. S. 18—91. 
3 Robertson a. a. 0. S. 2298.
	        
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