Kumst und Wissenschaft
Seit 1914 wurden neue Dekorationen außerhalb des Cheaterbetriebes nicht mehr
angefertigt. Sie wurden durch eigenes Personal (Theaterdekorationsmaler, Schreiner, Schlosser,
Tapezierer und Dekorationsnäherinnen) — ebenso wie alle Umarbeitungen — entworfen und
hergestellt. Der Bestand an Dekoratiouen beträgt zurzeit etwa 110 000 qm.
Die historischen Kostüme für Herren, Damen und Kinder werden im Bedarfs-
falle in eigenen Schneidereiwerkstätten geändert. Etwa nötige, im Bestand des Fundus noch
nicht vorhandene historische Kostüme werden ebenfalls in eigenen Werkstätten geschichtlich getreu
hergestellt, wozu auch Unterwäsche, Strümpfe, Schuhe und Kopfbedeckungen zu zählen sind.
Der Bestand der Kostüme ist zurzeit 6000; an Kostümbestandteilen sind etwa 30 000 Stück
vorhanden.
Zur Vervollständigung des Kostümfundus gehört der Waffen- un d Rüstungs—
fundus, dessen Erhaltung, Ergänzung und Erneuerung ebenfalls in eigener Waffenwerkstätte
erfolgt. Ein besonders wertvoller Bestandteil dieser Werkstätte ist das Verkupferungs- und Ver—
nicklungsbad, mit dessen Hilfe alle Waffenteile in ihrer äußeren Erscheinung stets aufgefrischt
werden können.
Die Beleuchtungskörper, feste und bewegliche, Scheinwerfer usw., werden,
wie alle übrigen Einrichtungsgegenstände, ebenfalls in eigener Beleuchtungswerkstätte ergänzt
und erneuert. Im eigenen Betriebe werden ferner auch die Perücken und Bärte für die Künstler
angefertigt.
Die Erhaltung der Akkumulatorenbatterien, der Elektromotoren, der Dynamomaschinen,
der hydraulischen und der Luftpumpen, der Feuerlöschpumpenanlage, der elektrischen und
hydraulischen Aufzugsanlagen, der Heizungs⸗ und Lüftungsanlagen, der feuerlöschtechnischen
Anlagen (eiserner Vorhang, Rauchklappe, Regeneinrichtung, Löschbrausen, Alarmhupen, Feuer⸗
melder), der Türsignalanlage sowie der Personalverstãändigungssignalanlage im ganzen Hause,
der Lichtverständigungsanlagen auf und unter der Bühne, der gesamten Bühnenmaschinerie—
anlagen sowie die Erhaltung der Hauseinrichtungsgegenstände erfolgt zum größten Teit durch
eigenes Personal.
Finanzpolitik. Eine der Hauptaufgaben der neuen Theaterleitung war die Sicher⸗
stellung der von vorneherein außerordentlich gefährdeten Wirtschaftlichkeit des
Unternehmens. Zu diesem Zwecke wurden zunächst die Reklamemöglichkeiten
des Theaterbetriebes der wirtschaftlichen Berwertung zugeführt. So hat man die Eintritts⸗
karten zur Reklame freigegeben sowie das Theaterprogrammbuch und die Vorhangreklame
an eine hiesige Firma verpachtet. Die Vorhangreklame darf dabei aber nur in künstlerisch ein—
wandfreier Form erfolgen und nur bei Operettenaufführungen in Betrieb gesetzt werden.
Dem gleichen Zwecke der Erhöhung der Einnahmen diente die Neuregelung des Ab onn e—
mentssystems. Als Abonnementstage wurden der Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und
Samstag jeder Woche bestimmt. Jeder Abonnent erhielt an dem von ihm gewählten Tag vier⸗
zehntägig auseinanderliegend 22 Vorstellungen in der Spielzeit. Diese Neuordnung bewirkte
eine nicht unwesentliche Zunahme der Abonnentenzahl.
Bei dem steten Fortschreiten der Teuerung ließ sich natürlich auch eine Erhöhung
der Eintrittspreise nicht umgehen. Diese betrugen ab 5. FJanuar 1921 auf dem
teuersten (Orchesterloge) und auf dem billigsten Platz (Galerie) bei der Oper 25,60 M und 2,80 M,
beim Schauspiel 16,900 M und 2,368 M und beim Abonnement 20.40 M und 3,60 M (3. Rang,
2. 4. Reihe, Seite).
Personal. Die Kommunalisierung des Theaterbetriebes gewährt dem Personal, und
von diesem wiederum in erster Linie dem Arbeiterpersonal, bedeutende Vorteile.
Die Arbeiter wurden zum größten Teil am 1. September 1020 städtisch (40 Arbeiter ständig und
25 unständig) angestellt. Die Entlohnung erfolgt jedoch auch bei allen übrigen Arbeitern nach