fullscreen: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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wie das Tagebuch seiner niederländischen Reise ausweist, ein guter Haus— 
halter — aber wohl nur mit Unrecht den bösen Ruf einer geizigen 
Xanthippe verdient, den ihr Pirkheimer, Dürers Freund verschafft hat, 
der in seinem berühmten Schreiben an den Wiener Baumeister Tscherte 
behauptet, daß sie durch unersättliche Habgier und keifende Zanksucht ihren 
Mann vor der Zeit ins Grab gebracht habe. Die sonstigen — allerdings 
nur sehr wenigen — uns erhaltenen Zeugnisse lassen auf ein durchaus 
verträgliches Familienleben der beiden Gatten schließen. Die Ehe blieb 
ohne Kinder. Dürer wohnte anfangs mit seiner jungen Frau nicht, 
wie es damals gewöhnlich war, bei seinen Schwiegereltern, sondern in 
dem väterlichen Hause „unter der Vesten“. Erst 1509 kaufte er für 
275 Gulden rh. das heute so genannte „Dürerhaus“, am Tiergärtner— 
thor in der Zistelgasse“) (jetzt Albrecht-Dürerstraße), aus dem Nachlasse 
des Astronomen Bernhard Walther, der darin zuletzt ein Observatorium 
eingerichtet hatte. Hierhin nahm er auch seine alte Mutter mit, ohne 
daß er indeß das väterliche Haus fahren ließ. Vielmehr erwarb er 
dies 1518 dadurch, daß er seinem Bruder Andreas, einem Goldschmied, 
seinen Anteil herausbezahlte, völlig für sich. So war er im schulden⸗ 
freien Besitze zweier ansehnlicher Bürgerhäuser in Nürnberg, woraus 
sich die ehemals gern erzählte Fabel von seiner großen Armut wohl 
von selbst wiederlegt. Seiner Wittwe hinterließ er bei seinem Tode 
ein geradezu stattlich zu nennendes Vermögen, das auf 6858 Gulden 
geschätzt wurde. 
Dürers Leben verlief seit seiner Wanderschaft längere Zeit äußerlich 
einförmig, als das eines fleißigen, unablässig nach Vervollkommnung 
strebenden Künstlers. Anfangs freilich konnte er noch keine Ersparnisse 
beiseite legen. Der Aufträge für Tafelgemälde, die er noch vorzugs— 
weise in Leimfarben auszuführen pflegte, kamen nicht allzuviele, auch gelang 
es ihm anfangs darin, wie auch in seinen Bildnissen bei allen Vorzügen 
seiner Feinmalerei schwer, eine gewisse Befangenheit in Auffassung und 
Malweise zu überwinden. So lag er vorzugsweise dem Kupferstich ob und 
zeichnete Blätter für den Holzschnitt, dabei wie natürlich den Neigungen 
des Volkes, bei dem er Absatz hoffte, Rechnung tragend. Den herr— 
lichsten Stoff gewährten ihm die Bibel und die fromme Legende, denen 
er in seinen berühmten Holzschnittfolgen, der „heimlichen Offenbarung 
Johannis“ (1498), dem „Marienleben“ (vollständig in der Ausgabe 
von 1511), und der damals wenigstens zum größten Teil vollendeten 
„großen Passion“ noch ungekannte, wunderbar zarte Reize abgewann. 
(Forts. folgt.) 
Oder Zisselgasse, vgl. S. 164
	        
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