Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. 231
Umsonst aus Gnaden hat gegeben.
(Satan macht Zeichen, Abel zu tödten; Kain schlägt ihn nieder, der
Satan hilft ihn zudecken und flieht.)
Der Herr kommt und spricht:
Kain, wo ist Abel, der Bruder dein?
Kain spricht:
Soll ich meines Bruders Hüter sein?
Was ficht mich wol mein Bruder an!
Der Herr spricht:
Kain, wehe, was hast du gethan!
Die Stimm' von deines Bruders Blut
Zu mir im Himmel rufen thut.
Die Erde, die sei auch verflucht,
Deren Mund deines Bruders Blut versucht,
Das sie empfing von deiner Hand.
Es sei drum unfruchtbar das Land
Und soll dir seine Kraft nicht geben.
Und du sollst durch dein ganzes Leben
Auf Erden unstät, flüchtig sein.
Der Satan redet Kain in's Ohr und spricht:
Jetzt bist du mein geworden, Kain!
Gelt, du wirst jetzt von deinem Gewissen
Gequält, gemartert und gebissen,
Daß dir zu eng die Welt will werden?
Du bist verflucht mitsammt der Erden,
Gott und die Menschen sind wider dich
Und alle Kreatur scheut sich
Vor dir, der den Bruder du erschlagen;
Drum mußt verzweifeln du, verzagen,
Keine Buße wird dir nütze sein.
Kain spricht:
Viel größer ist die Sünde mein,
Denn daß sie mir vergeben werde,
Und du treibst fort mich von der Erde
Und treibst mich von dem Antlitz dein,