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Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke.
Der still von uns begraben war.
Wird unser Mord nun offenbar,
So müssen wir ohn' alle Gnade
Gerichtet werden mit dem Nade.
Anthoni spricht:
Nichts Gutes mir geahnet hat;
Wenn ihr befolgtet meinen Rath,
So wär' das Uebel nicht geschehen.
Nun laßt uns drei wohl darauf sehen,
Daß heimlich man das Haupt vergrabe;
Dann woll'n wir nehmen unsre Habe,
Baarschaft und sonstig Kaufmannsgut
Und wollen schnell auf Schiffen gut
Hin nach Neapel in der Stille;
Ist solches euer beider Wille?
Baptista spricht:
Ja, das ist noch der einz'ge Weg!
Drum eilet bald und seid nicht kräg',
Nicht länger wir zu warten haben.
Ambrosi, thu' das Haupt vergraben,
So will ein Fahrzeug ich bestellen;
Anthoni, ding' du starke Gesellen,
Damit zum Schiff sie alles tragen,
Daß morgen wir, eh' es wird kagen,
Abfahren in des Meeres Port,
Bevor bekannt des Knechtes Mord.
(Sie gehn hinaus.)
Ancilla führt Lisabetha herein; diese spricht kläglich:
Aneilla, sprich! wo ist mein Scherben?
Wird er mir nicht, so muß ich sterben.
Ancilla spricht:
O Frau, ich weiß es nicht, fürwahr!
Eure Brüder, diese Mörderschaar,
Die haben selbst gestohlen ihn
Und fahren auf dem Meer dahin
Und führen alle Schätz' hindann;
Darum ich Euch nicht helfen kann.