Volltext: Alt-Nürnberg

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Reichswald bilden, eine Fläche von 90,581 bayer. Tagwerk (30,780 ha). 
Davon fallen ungefähr zwei Drittel auf den südlichen Teil, den 
Lorenzer Wald. Noch in hordenklicher Zeit soll dieser Reichswald 
ein bedeutend größeres Gebiet umfaßt haben. 
Der Nürnberger Reichswald mit seinem Holzreichtum und seinen 
Teichen und Steinbrüchen war schon von frühester Zeit an für Nürnberg 
von größter Bedeutung; er ist aber auch für die jetzige Stadt nicht 
bloß in wirtschaftlicher, sondern auch in manch anderer Beziehung 
von ganz unschätzbarem Wert. Besonders auf die gesundheitlichen 
Verhältnisse der Einwohnerschaft, welche das zwischen den beiden 
Waldhälften sich ausbreitende Häusermeer bevölkert, übt der Reichs— 
vald unleugbar den wohlthätigsten Einfluß. Wohl können die 
heiden Forste gleichsam als die Lungenflügel der werdenden Großstadt 
bezeichnet werden. 
Denn das ist deutschen Waldes Kraft, 
Daß er kein Siechtum leidet, 
Und alles, was gebrestenhaft, 
Aus Leib und Seele scheidet. 
Diese Zeilen unseres Scheffel kommen uns unwillkürlich in den 
Sinn, wenn wir an heiteren Sonn— und Feiertagen die dem Ruß 
Ind Staub der Industriestadt entfliehenden, oft nach Tausenden 
zählenden Menschenscharen das Gebiei des Reichswaldes fröhlich 
durchschwärmen sehen. 
Gestattet sich nun aber der seines Reichswalds frohe Nürnberger 
einem Fremden gegenüber etwa die Bemerkung, daß in diesem weiten 
Waldrevier außer heilspendender Waldesluft und herzerfrischendem 
Waldesduft auch noch landschaftliche Schönheiten zum Genusse ein⸗ 
laden, so begegnet er gewiß meist spöttischem Lächeln. Wer mag 
auch ahnen, wenn er nur von der Ferne seinen Blick auf die ein— 
zörmigen Linien graugrüner Fohrenwälder richtet, daß Allmutter 
Natur auch diesen Bereich mit landschaftlichen Reizen ausgestattet 
hat. Unstreitig aber ist der Nürnberger Reichswald in diesem Punkt 
hiel besser als sein Ruf und besäße Nürnberg nur einen ganz kleinen 
Teil von jenen Hunderten federgewandter Literaten, mit welchen die 
Reichshauptstadt gesegnet ist (1823 zählt der neueste Literaturkalender 
auf) und von denen etwelche in dem weiten Sandgebiet der branden— 
burgischen Mark bereits verschiedene wahrhaft paradiesische Land— 
schaften entdeckt haben wollen, so stünde es um den Ruf unseres 
Reichswaldes in Ansehung seiner landschaftlichen Reize schon längst 
diel besser. Allerdings gibt es, besonders im südwestlichen, aber 
auch im südöstlichen Teile desselben, manche Strecken, welche, bestanden 
mit krüppelhaften, verkümmerten, flechtenumkleideten Fohren, einen 
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