Volltext: Alt-Nürnberg

— 562 
die Figur des tölpelhaften Bauern, auf dessen Kosten zum Gaudium 
der städtischen Zuhörer die derbsten Witze geliefert werden. Im Vers— 
bau wie im Reim aber war Folz seinem Vorgänger Rosenplüt un— 
bedingt überlegen. — Ein anderer Nürnberger Volksdichter jener 
Zeit war Hans Kugler, der sich stets als Diener des weisen Rats 
hon Nürnberg bezeichnet und das Lied auf den bekannten Placker 
Schüttensam verfaßte. 
Doch wahrscheinlich noch ehe der lustige Barbier das Zeitliche 
gesegnet hatte, war in Nürnberg ein dritter Hans zur Welt ge— 
in nen, dem es beschieden war, die deutsche Volksdichtung auf eine 
zöhere Stufe und in eine reinere Luftschicht zu erheben. 
Hans, der einzige Sproß des in der Kot-(Brunnen-)gasse be— 
hausten Schneidermeisters Jörg Sachs wurde am 8. November 
1494 geboren. Als es Zeit war, besuchte Hans bis zu seinem 15. 
Jahre die Heil. Geist-Spital-Schule, erlernte dann das Schuhmacher— 
handwerk und begab sich nach überstandener Lehrzeit auf die Wander— 
schaft, auf welcher er zuerst Bayern und Osterreich, hernach das 
Main- und Rheingebiet bereiste. Dort besuchte er Regensburg, 
Passau, Salzburg, Hall, Braunau, Wels, München, Landshut, Otting 
und Burghausen; hier Würzburg, Frankfurt, Koblenz, Köln und 
Aachen. Daß der junge Mann während seiner fünfjährigen Wander— 
schaft Menschen und Dinge fleißig beobachtete, zeigen seine späteren 
Schriften und daß er schon von früh an von höherem Streben be⸗ 
seelt war, erfahren wir aus seinen Bekenntnissen. Vor allem fesselte 
ihn die Liebe zur Poesie in der Form der Meistersingerei, in welcher 
er schon während seiner Nürnberger Lehrzeit durch den Leineweber 
Lienhard Nunnenbeck, einen eifrigen Meistersinger, eingeführt worden 
war. Wo er auf seiner Wanderschaft Meistersinger zu finden wußte, 
nahm er an ihren Übungen teil; auch hat er sich schon damals in 
eigenen Tönen versucht. 
Im zweiten Jahr nach seiner Rückkehr in die Heimat gründete 
Hans Sachs nach erworbenem Meisterrecht den eigenen Herd in 
seinem Geburtshause, das ihm von den Eltern zum Eigen zuge— 
schrieben war. Zur trauten Lebensgenossin hatte er sich die 1I— 
jährige Kunigunde Kreuzer von Wendelstein erwählt, die als tüchtige 
Hausfrau 41 Jahre lang Freud und Leid mit ihm teilte. Frau 
Kunigunde führte ein scharfes Hausregiment, doch kam der gemüts— 
reiche und humorbegnadete Gatte gut aus mit ihr und die Ehe war, 
wie der Dichter in einem zum Andenken der i. J. 1560 Verschiedenen 
verfaßten Gedichte verkündet, eine äußerst glückliche. Der einzige 
schwarze Schatten. den das Schicksal in seine Häuslichkeit warf, war 
— 
) 
jpb 
y1 
ssn 
qu 
pht 
sel
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.