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verhießen auch Schutz und Schirm gegen alle Gewalt und Sicherung
gegen feindlichen Anfall und Überzug, forderten aber dagegen noch
al den Veitritt zun Bund „zur Rettung der wahren Religion
der Freiheit und Wohlfahrt des Reichs.“ Darauf erklärte aber der
Rat ganz entschieden: Nuͤrnberg könne sich nun und nimmermehr in
eine solche Anschließung einlassen. In einer letzten Unterhandlung
kam es dann zum Abschluß: der Rat erhöhte seine Beisteuer um
weitere 20000 fl. und der Kurfürst und der junge Landgraf, ohne
weiter auf die Anschlußfrage zurückzukommen, stellten für sich und
ihre Kriegsverwandten die Zusicherung aus: Nürnberg und dessen
Gebiet sollten weder durch Brand, Plünderung und Raub, noch sonst
in irgend einer Weise beschädigt, auch die dahin führenden Handels—
straßen sicher gestellt werden. Werde das Kriegsvolk genötigt, das
Hebiet der Stadt zu berühren, so wolle man Sorge tragen, daß dies
möglichst ohne Schaden und Beschwerde geschehe. — Wie wenig diese
fürstliche Zusicherung der Stadt Nürnberg geholfen, soll in dem
nächsten Kapitel erzählt werden.
Das Waffenglück der Verbündeten brachte über alle Erwartung
schnell die Entscheidung. Durch die kühne Erstürmung der Ehren—
berger Klause lag ihnen Tirol offen. Es fehlte nicht viel, so wurde
der Kaiser selbst in Innsbruck gefangen. Derselbe, körperlich leidend,
entfloh, teilweise in der Sänfte getragen, über die schneebedeckten
Berge bis nach Kärnthen. Die beim Konzil in Trient versammelten
geistlichen Herren stoben in wirrer Flucht auseinander wie Schafe
vor dem in die Hürde eingebrochenen Wolf. Durch das ganze evange—
lische Deutschland erscholl der Freudenruf der Erlösung aus bangem
Leid, und Moritz von Sachsen, der noch vor kurzem verfluchte Ver—
räter, war jetzt der bewunderte Held der Nation. In die harten
Köpfe der Habsburger fuhr jetzt endlich der Blitzstrahl der Erkenntnis,
daß das Vertragen am Ende doch besser sei als das Schlagen, und
wenn auch der Kaiser selbst sich noch immer gegen das Vertragen
sträubte, so waren die deutschen Habsburger, König Ferdinand und
sein Sohn Maximilian, umsomehr dazu geneigt. Dieselben waren
durch den vom Kaiser hartnäckig verfolgten Plan, die Wahl seines
Sohnes Philipp, des nachmaligen Königs Philipp II. von Spanien,
zum römischen König durchzudrücken, schon läugst kopfscheu geworden;
dazu kam noch die bedrohte Lage des Reichs: im Osten tobte aufs
neue der Türkenkrieg, zu welchem deutsche Hilfe unentbehrlich war,
und im Westen rückten die Franzosen der deutschen Grenze immer
näher. Nach vorheriger Besprechung zwischen König Ferdinand und
dem Kurfürsten Moritz in Linz traten im Juni 1552 deutsche Reichs⸗
fürsten in Passau zusammen, katholische und protestantische, und nach