Volltext: Alt-Nürnberg

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darüber sei, sein Werk zu verpfuschen, an die Freunde und Gesinn— 
ungsgenossen unablässig urkräftige, herzerfrischende Worte und auch 
seinem Landesherrn wie den anderen Fürsten wußte er ihr evange— 
lisches Gewissen so zu schärfen, daß sie, ihrer Weichmütigkeit sich 
schämend, eine standhaftere Haltung annahmen und bewahrten. Die 
Vertreter der Stadt Nürnberg waren standhafte Männer, die keiner 
Mahnung bedurften. Nichtsdestoweniger versäumte der Rat fast in 
keinem seiner zahlreichen Schreiben an die Gesandten, seinem festen 
Willen, bei der gereinigten Religion zu bleiben, Ausdruck zu geben 
und der Gedanke, daß es besser sei, der Menschen Ungnade als 
den Zorn Gottes zu erfahren, kehrt in verschiedenen Wendungen 
immer wieder. 
Der Papst und ebenso der Vogt der Kirche, der Kaiser, 
wollte keine Versöhnung, sondern Unterwerfung. Dies hätte sich 
Melanchthon, wäre er kein so ausgemachter Illusionär gewesen, denken 
können. Spät hat er erkannt, daß alles Klügeln und Konferenzeln 
oergeblich und daß jeder Ausgleichsversuch an dem bekannten non 
possumus der Hierarchie scheitern mußte. Landgraf Philipp war im 
Unmut über Melanchthons „Leisetreterei“ schon am 6. August, ohne 
Abschied zu nehmen, abgereist. Der wider seinen Willen zurückge— 
haltene Kurfürst Johann von Sachsen ritt am 24. September davon; 
ihm folgte ohne Urlaub Herzog Albrecht von Mecklenburg. Als die 
Fürsten weg waren, versuchte Karl es mit den Städten; was er bei 
ersteren mit seinen Künsten nicht zu stande gebracht, wollte er bei den 
Städten durch Einschüchterung erreichen. Bei deren Spaltung in 
lutherische und zwinglische mochte ihm dies leicht erscheinen, aber 
auch hier täuschte er sich; seine Drohungen prallten ab an dem mann— 
haften Sinn der Städteboten. Neben Kempten, Heilbronn, Winds— 
heim, Weissenburg, die sich zu den Nürnbergern hielten, verweigerten 
auch Frankfurt, Ulm, Schwäbisch-Hall, ja zum nicht geringen Zorn 
des Kaisers sogar Augsburg, die Reichstagsstadt, in welcher er all seine 
Macht und Herrlichkeit entfaltet hatte, die Beistimmung zum Reichs— 
tagsabschied. Derselbe wurde am 19. November verkündet; er war 
eine förmliche Kriegserklärung gegen die protestierenden Stände. Es 
wurde darin die unbedingte Rückkehr zur alten Kirche mit allen ihren 
Lehren und Gebräuchen und die Wiederherstellung des geistlichen Regi— 
ments, aller Klöster u. s. w. auf das bestimmteste befohlen. 
Der erste Schritt des Kaisers auf dem Wege, der zur Unter— 
drückung der Opposition führen sollte, war das Durchsetzen der Wahl 
des erbitterten Feindes der Reformation, seines Bruders Ferdinand, 
zum römischen König. Durch reichliche Handsalben hatte der Kaiser 
die drei geistlichen Kurfürsten sowie Brandenburg und die Pfalz für 
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