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Ruhig ließ Eva zunächst den jungen Herrn ausreden, um
während der Zeit ihre Befangenheit zu überwinden und einen
Entschluß zu fassen.
Jetzt schaute sie ihm offen in die blitzenden Augen.
„Ich will Ihnen die heftigen Worte gegen meine beste
Freundin in anbetracht Ihrer Verehrung für Herrn von Schlippen⸗
bach und unsrer freundschaftlichen Beziehungen verzeihen, Herr
von Königsmark,“ sagte sie fest und bestimmt, „so ungerecht die—
selben auch sind —“
„Ungerecht?“
„Ja, ungerecht! Es ist vielleicht unpassend, wenn ein junges
Mädchen, die noch dazu Braut ist, ohne ihren Verlobten um Rat
gefragt zu haben, mit einem fremden jungen Herrn über das
Geheimnis einer dritten Person spricht und dasselbe mit ihm
teilt. Da ich Sie aber in der Zeit unsrer Bekanntschaft als
Kavalier kennen und schätzen gelernt habe, will ich Ihnen etwas
anvertrauen, da mir daran liegt, daß meine liebste Freundin
nicht falsch von Ihnen beurteilt wird. Werden Sie über das
schweigen, was ich Ihnen sagen will?“
„Auf Ehre, Fräulein von Jörger, so lange, bis Sie selbst
mich des Wortes entbinden werden,“ antwortete der Junker er⸗
staunt und gespannt.
„Nun, Helena bereut es, seien Sie versichert, gegen Herrn
von Schlippenbach so schroff gewesen zu sein. Gewiß wird es
sie sehr betrüben, wenn sie hört, er habe ihretwegen Nürnberg
verlassen. Gesagt hat sie es mir freilich nicht, dennoch weiß ich
es bestimmt. Ein ungünstiges Gerücht über den Genannten,
dessen Inhalt ich aber nicht kenne, soll Helena zu Ohren ge—
kommen sein und sie sehr verletzt haben. Ich begreife nur nicht,
wie Helena in nähere Beziehungen zu dem Hofmarschall getreten
ist. Wissen Sie etwas darüber?“
„Nein, Fräulein Eva, ich habe nur Vermutungen. Eins
aber weiß ich ganz bestimmt, nämlich, daß der Oberst eine tiefe
Neigung zu Fräulein von Praunfalk gefaßt hat und ihr Be—
nehmen ihn daher um so schmerzlicher berührt haben muß.“
Eva sah den Jüngling prüfend an, als überlege sie noch etwas.
„Ihre Frau Mutter, sagte man mir, wird in den nächsten
Tagen in Nurnberg erwartet. Ist es wohl an dem?“
Überrascht schaute Konrad auf. „Allerdings, ich hoffe täg—
lich, die Nachricht von der Eltern baldigem Eintreffen zu erhalten.
Jedoch ich verstehe nicht recht“ —