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hinter ihre Instruktionen, als sie von den Fürsten ob dieses schnöden
Anerbietens zurechtgewiesen wurden. An die Besprechung oder gar
Verwirklichung des einzig richtigen, vom König nahegelegten Ge—
dankens einer Reichssteuer war vollends nicht zu denken. Obwoh
nun eigentlich nichts Entscheidendes beschlossen wurde, so wahrte dieser
Nürnberger Reichstag doch den Schein, als ob wirklich etwas ge—
schehen wäre, indem er einen großen Kriegszug gegen die Ketzer in
—D einem süddeutschen
unter Pfalzgraf Johann, einem osterreichisch-ungarischen unter Herzog
Albrecht von sterreich, einem norddeutschen unter Herzog Friedrich
dem Streitbaren und einem polnisch-preußischen unter dem Polenkönig
internommen werden sollte; über das Wie konnte man ja ein
anderesmal beraten.
Da wurden die Gemüter aus ihrer trägen Gleichgiltigkeit auf—
geschreckt durch die Kunde von dem furchtbaren Unglück, von welchem
ein deutsches Heer durch die Waffen der Hussiten betroffen wurde.
Die Stadt Aussig an der Elbe, in welcher eine starke sächsische Be—
satzung lag, war von den Hussiten hart bedrängt. Um sie zu entsetzen,
hatte sich aus Sachsen und Thüringen ein Heer, angeblich von
10000 Mann, gesammelt. Bei Aussig kam es zur Schlacht, welche
trotz der Tapferkeit Einzelner durch die Uneinigkeit der Führer und
die Zuchtlosigkeit des Heeres zur entsetzlichen Niederlage wurde. An
15000 Deutsche sollen von den Tschechen erschlagen worden sein
20. Juni 1426).
Mit der Aussiger Schlacht begann die letzte und blutigste Periode
des Hussitenkriegs. In Prokop „dem Großen“, einem ehemaligen
Mönch, hatten nach Ziskas Tode die Taboriter einen neuen Feld—
hauptmann von ungewöhnlicher Begabung gefunden, der, wenn er
auch nicht selber die Waffen trug, doch die von ihm begeisterten
Scharen überall zum Siege zu führen verstand. Schon beschränkten
sich die Raub- und Brandzüge der Hussiten nicht mehr auf Mähren
und sterreich; Schlesien und die Lausitz litten furchtbar unter ihrer
Heimsuchung. Auf deutscher Seite versuchten einzelne kleinere Ab—
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Pfalzgraf Johann XIII. ein paar glückliche Streifzüge über die
böhmische Grenze, an welchen auch nürnbergische Reisige sich
beteiligten. Einen mehr romantisch-phantastischen, als wirkungsvollen
Einfall hatte die fränkische Reichsritterschaft, den Kampf gegen die
Ketzer als geistliches Turnier zu organisieren, an welchem teil zu
nehmen jedermänniglich eingeladen wurde; von einer wirklichen
Thätigkeit der frommen Ritter ist jedoch nichts verspürt worden.
Sonst zeigten sich trotz der Aussiger Schlacht und trotzdem, daß der
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