Full text: Alt-Nürnberg

VHeuntes Rapitel. 
Die Juden in Nürnberg und ihre 
Tusweisung in den Jahren 1349 unö 1499. 
8 ist nur ein winzig kleiner Bruchteil aus der Geschichte der 
X Juden im Mittelalter, der sich innerhalb der Mauern Nürnbergs 
abspielte, aber wie der bereits erwähnte Aufstand gegen den Rat 
i. J. 1348 aufs engste mit den allgemeinen Verhältnissen zusammen— 
hängt und aus diesen erst erklärlich wird, so ist dasselbe auch der 
Fall hinsichtlich der Schicksale der Juden in Nürnberg. 
Die Geschichte der Juden im späteren Mittelalter und die 
Geschichte ihrer Verfolgungen ist im Grunde genommen ein und das— 
selbe. Im früheren Mittelalter dagegen war ihr Los ganz erträglich. 
Karl der Große wußte seine jüdischen Unterthanen wohl zu schätzen 
und sein Sohn und Nachfolger, Ludwig der Fromme, war ihr eifriger 
Beschützer. Ein eigener Judenmeister (magister Judaeorum) wachte 
über ihre Privilegien, und auch nach der Gründung des heil. römischen 
Reichs deutscher Nation durch Otto den Großen erfuhr ihr Los keine 
aachteilige Veränderung. Von Bischöfen und kaiserlichen Vögten 
wurden sie geradeso wie andere Bürger aufgenommen und behandelt. 
Der Jude hatte in dem damaligen städtearmen Deutschland den 
zroßen und den kleinen Handel fast allein in den Händen und mochte 
auf den zerstreuten Meierhöfen mit seinen zum Kauf angebotenen 
Waren und Kostbarkeiten wohl immer ein gern gesehener Gast sein. 
Der Name Jude war unverfänglich und fast gleichbedeutend mit 
Kaufmann. 
Mit dem Beginn der Kreuzzüge aber trat für die Juden eine 
oerhängnisvolle Wendung ein. Es war ein sündentilgendes, die ewige 
Seligkeit sicherndes Werk geworden, die nichtchristlichen Völkerschaften 
zu bekriegen, zu berauben, zu vernichten. Noch viel schlimmer als 
der Heide war aber in den Augen der damaligen, von frommer 
Raserei erfüllten Christen der Jude, der Nachkomme der Christus— 
mörder. Himmelschreiend waren die Greuel, welchen die ausziehenden 
Kreuzfahrer und das ihnen folgende Gesindel an den Juden, nament— 
lich in den rheinischen Städten, verübten. Es diente ja auch zur
	        
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