Volltext: Festschrift zur 250jährigen Jubelfeier des Pegnesischen Blumenordens

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Thätigkeit, Wohlwollen, Freigebigkeit und Mitleid find jeine DDt- 
nehmiten Tugenden, Neigung zu VielgelHäftigkeit, Oberflächlichteit 
und Gitelleit feine Schwächen. Tief religiös, überblicte er von 
hoher Geifteswarte Das Wortgezänke der Parteien; Das Shriftentum 
war ihm die volllobmmene Offenbarung, die evangelijche Lehre 
der reinjte Ausdruck, die Bethätigung aber fand er unter den 
Angehörigen aller Konfejlionen. 
In feinen Lebensanfchauungen zeigt fich eine jeltjam eigen- 
artige Mijchung von Befferungsdrang und Beharren beim Alten. 
Seburtsadel muß fidh erweifen in SGefinnungsadel, fonf{t wirft er 
ichädlich. Die Frauen Haben das gleiche Anrecht auf Bildung 
mie die Männer. Die Aldhymie ift ihın Betrug, der Zweitfampf, 
dieje franzöfijihe Unfitte, eine Thorheit; den Henker unehrlich 
ichelten, ijt ungerecht; in Handel und Wandel denkt HarSdörfer 
“reihändlerijch. Aber den Teufel fieht er in Perjon überall 
gefchäftig, die Herxerei in vollem Schwange. Ihr Wejen it Sünde 
gegen den heiligen Geift, der Feuertod daher eine gerechte Strafe, 
die Folter gerichtliche Notwendigkeit, wenn. auch Maßhalten 
dringend zu fordern bleibt’?). Die Kunft des FefjftmachensS, Der 
Waffenjalbe, daz Wunder der Alraunmwurzel, des Einhornz er- 
idheinen ihm glaubhaft 80). 
In feiner Gelehrjamkeit geht er mehr in die Breite alZ in 
die Tiefe; er kennt die Litteraturen der alten und neuen Kultur- 
völfer; nach ihrem Mufter foll die deutjche gebefjert und um- 
gejhaffen merden. Wber um wirklich Kaffijh Ddeutich fOreiben zu 
füönnen, dazu war, wie Meißner ganz richtig urteilt ®), „Deutich- 
lands Sprache damals noch viel zu unbeftimmt und rauh“, Hatte 
DHarzdörfer eine zu „Übertriebene Liebe zu bildlichem Ausdrucke, 
zu Blümeleien in der Schreibart“. AWoer Anerkennung verdienen 
eine „bielfad) guten Gedanken, trefflihen Perioden, jMHönen 
Vergleiche, |Alagenden Sentenzen“. Von allen Dichtungsarten 
itellt Harsdörfer „die Lehrdichtung“ am Höchften. Gewiß hat er 
auch in ihr das Befte geleiftet. Doch gelang ihın auch das 
Natur- und das Kirchenlied. Der Geichmacklofigkeit der Zeit hat 
er daneben ftattliche Hefatomben geopfert und damit der Mikaunit
	        
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