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Ser Erde kannte man nodh nicht; fo nahın er überdies noch an,
daß diefe Linien mit den Rarallelkreijen zujammenfielen. Die
Xnklination jelbit war fon 1544 von Georg Hartmann
(1489—1564) entdeckt worden. Diejer merfmürdige Mann war
in Eggol8heim bei Bamberg geboren, Hatte in Cöln Theologie und
Mathematik {tudiert, ließ fih in Nürnberg 1518 (zu Zeiten Dürer,
Schöner&, Pirkheimer8, des Pfarrherrn und Mathematikers
Werner) als Mechaniker nieder, verfertigte Globen, Ajtrolabien,
Horologien und Compaffe, {tarb alz VBikar an der Sebaldusfirche.
Seine erftmalige Beobachtung der Inklination gelegentlich der Be-
itimmung der Deklination für Nürnberg Yt in jeinem Briefwechtel
mit dem Herzog Albrecht von Preußen niedergelegt. — Der
englijche Seemann Robert Norman erfand das Inklinatorium,
weldhes Kirdher und Harzsdörfer in verkehrter Weije auffaffen; er
Geobachtete damit 1576 die magnetijdhe Inklination für London zu
71° 50‘ und veröffentlidhte hierüber 1580 in der Schrift: The
new attractive. (Boggendorff I 1023, II 300.)
Auch Schwenter Hat den gleidhen Irrtum, den HarSdörfer
im 3. Bande der Erquickjtunden auZ der Magnetkunit des Iejuiten
Rircher abjhrieb, im 1. Bande, 8. Teil, alz „die 9. Auffgab: Wie
mit hilft deß Magnet3Z der Polus areticus zu finden“ aus den
Recreationen des FJeluiten Leurechon übernommen. „Man möchte
wol billicdh fragen / woher e8 fäme / wann man ein Magnet-
Bünglein / fo dem Horizont nach auffgeftellet / in rechter Wag
zwijcdhen zween Steffte gelegt / [Hmeben Iäft / e3 fich auff die Höhe
gegen den Polum mwende vnd felben zeige / in dem fichH das
Bünglein eben vmb fo viel Grad von dem Horizont erheben wird /
als die Höhe deß Poli ift.“ Hier it kurzer Hand angenommen,
die Inklinationsnadel jei parallel zur Erdachfe gerichtet; offenbar
hatte weder Leurechon, nuch Schwenter, noch Harzsdörfer eine
ioldhe Inklinationsnadel gefehen. Der hier erbrterte Gedanke, die
geographijche Breite eines Ortes au3z der Infklination abzuleiten,
war urjprünglich für Schiffahrtszwecde alz offene, durch Verhuche
zu erledigende Frage angeregt wurden von W. Gilbert in dem
Ichon ermähnten Buche: De magnete etc. London 1600. (S. S. 340.)