28.
5,
Ein jedes Chier kan fich erfüllen,
allein der Menfch wird nimmer fatt,
£r plaget fich mit Sorgengrillen,
Die er ihm felbft geheget hat.
Mehr Zehrungsgeld wünfcht er ihm mit,
wann er faft thut den legten Schritt.
6.
Ein folcher, der fich ftetig grämet,
der ftirbet mehr, als einen Cod:
Ein dummes Dich ift baß bezähmet,
Das lebet fonder harte Noth.
Er pralet immer auf Der{tand,
und ift ihm felbjten nicht befant.
(Bergbew. Sonntagsand. Epift. XXIV, S. 122.)
1
Die Dernunfft Fan niemals faffen,
was man ficher glauben muß:
Diefen Ejel muß man Iaften
unten an Morja Suß,
Wann man fich mit Gott befpricht,
und den Sinnen trauet nicht;
[ol das Opfer Bott gefallen,
Das hm bringt des Mundes Lallen.
(Hergbew. Sonntagsand. Epift. LXXII, S. 359.)
Unfer Gefamturteil fönnen wir dahin zufjammenfafien: Die
Sinnbilder in den Andachtsgemälden find. Häufig gefucht und
geziert, die Erflärungen überladen, verfdhroben, dunkel. Viel
Sefjer {teht e8 um die Lieder und Gebete. Veßtere {Oließen ficd
inhaltlich an erftere an; viele von ihnen verbinden Kraft mit
Kürze. Harsdürfer3 geiftliche Lieder : verbreiten fi über alle
SebenSverhältnifje; fie find ebenjo Kirdhen- wie Natur- und
Hauslieder. Die Erlöfungsthatfachen, Sünde und Gnade, ftehen
zwar noch im Vordergrunde, aber bereitg macht fich die Neigung
zu Chriftus, dem Seelenhirten, jtart bemerfbar. Breiten Raum
daneben haben namentlich Abend- und Moraenlieder, Wald- und