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glänzendste Beschaffenheit der städtischen Finanzen schliessen. Ab-
gesehen von der Zeugmeisterwohnung mit ihren charakteristischen
Rundtürmen (1588) baute sie damals (1596 —1598) die Fleischbrücke
nach dem Muster des Ponte Rialto, 1613 und 1614 die grosse Bastei
am Wöhrderthor, 1615 die Baumeisterwohnung auf der Peunt und
1616 bis 1622 das neue Rathaus, dessen Ausbau wohl infolge des
in seinen Wirkungen bemerkbaren 30jährigen Krieges, der wachsenden
Finanznot und der üblen Nachreden der Bürgerschaft, die über die
grossen Bauten erbittert war, eingestellt wurde.
Die schweren Kontributionen, Geldzahlungen und Proviant-
lieferungen des 30jährigen Krieges, die hohen Anforderungen ins-
besondere, die im Jahre 1632, als Gustav Adolf und Wallenstein
bei der Alten Veste sich 3 Monate lang einander gegenüberlagen,
an den Stadtsäckel gestellt wurden, zerrütteten die Finanzen der-
massen, dass sie sich nicht mehr erholen konnten. Auch nach dem
Kriege leidet das Land unter den Truppendurchzügen, besonders in
den 60er Jahren. Man muss sich nur wundern, dass die Stadt
nicht schon damals dem Bankerott anheimfiel. Allerdings kam es
im weiteren Verlauf des Jahrhunderts wiederholt vor, dass das
Ärar die Zinszahlungen von den auf der Losungsstube angelegten
Kapitalien einstellte und dass jene mit den grössten Vorwürfen über-
häuft wurden, die auf ihrem Rechte bestanden. Wie gegen Ende
des 16. Jahrhunderts Wilibald Schlüsselfelder, so stellte im Jahre 1696
der vorderste Losunger Johann Albrecht Rieter dem Rate in einem
längeren Memorial vor, wie die Lasten zu gross, die Schulden im
fortwährenden Steigen, die Einnahmen im Schwinden und die Aus-
gaben im steten Wachsen seien. Auch ihn suchte der Rat zu
halten. Er liess ihm sagen, dass er sich zu ihm versehe und ihn
auch darum angelegentlich ersuche, „dem in äusserster Not steckenden
Vaterland mit seinem hochvernünftigen, schon so lange Zeit rühm-
lich beigesetzten Consiliis als dessen dermaliges Haupt nicht ..
aus Handen zu gehen, sondern vielmehr die Ratssessiones wieder zu
besuchen“ und die Verwaltung der ihm übertragenen Amter noch
weiter zu übernehmen. Aber alle Vorstellungen des Rats und seiner
Abgesandten verfingen nicht. Johann Albrecht Rieter trat aus dem
Rate aus, gab auch sein Bürgerrecht auf und zog sich auf sein
Schloss zu Kornburg zurück.
Wie der Staat, sanken auch Handel und Gewerbe seit etwa
der Mitte des 16. Jahrhunderts von ihrer einst so stolzen Höhe