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mit der finanziellen Not zu kämpfen. Die Wurzel des Übels lag
allerdings schon Jahrhunderte weiter zurück.
Es ist einmal über die Finanzverwaltung der Stadt das harte,
aber zutreffende Urteil gefällt worden!), dass sie keineswegs als
„eine haushälterische, vorsichtige und sparsame, vielleicht auch nicht
ainmal als eine besonders gewissenhafte‘“ gerühmt werden könne.
Die regelmässigen Einnahmen deckten schon gegen Ende des 14,
Jahrhunderts die Ausgaben durchaus nicht. Die Judenschatzungen
im Jahre 1385 und die Einführung des neuen Ungelds im Jahre
18386 vermochten über ein Defizit auf die Dauer nicht hinweg zu
helfen. Der Krieg von 1388 erheischte bedeutende Ausgaben und
führte zu einer erhöhten Schuldenlast.
Durch den Kauf der burggräflichen Burg mit dem dazugehörigen
Besitz legte sich dann der Rat eine grosse Bürde auf: diese Er-
werbungen verzinsten sich nur mit zwei Drittel Prozent der Ankaufs-
summe. Und so wirtschaftete der Rat weiter im Laufe der Jahr-
hunderte. Den Ausfall deckte er durch neue Steueranlagen und
durch Anlehen in Form von Rentenkäufen.
Man thut demnach Unrecht, wenn man einzig und allein den
30jährigen Krieg als die erste Quelle des finanziellen Elends der
Stadt ansieht. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wird der traurige
Zustand der städtischen Finanzen zum ersten Mal Gegenstand einer
erregten Auseinandersetzung im Älternkollegium. Der Losunger
Wilibald Schlüsselfelder will 1582 von seinem Posten als Losunger
und Ratsherr zurücktreten, durch ein längeres Verharren in seinem
Amt würde er sich auf das äusserste in seinem Gewissen beschwert
fühlen. Wenn auch im letzten Jahre keine weiteren Einbussen zu
verzeichnen waren, so blieb die Schuldenlast doch immer noch so
bedeutend, dass nicht zu ersehen, wie die Stadt einen solchen Zu-
stand auf die Dauer ertragen sollte. Aber das Älternkollegium
setzte ihm mit Vorstellungen und Drohungen so lange zu, bis sich
der amtsmüde Losunger entschliesst, sein verantwortungsvolles und
undankbares Amt weiter zu führen.
Nach aussen hin machte sich die gedrückte Lage der Stadt
damals noch nicht bemerkbar. Im Gegenteil, wollte man nach dem
Aufwande urteilen, den sie. gerade damals bei ihren Neubauten
machte, so müsste man, wenn man es nicht besser wüsste, auf die
ı) Hegel, Städtechroniken, I, S. 295.