Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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gewesen sein. Hat doch selbst der Gärtner zu Schoppershof nur 
1 Löchlein mit Potacken“ und es war erst im Dezember. Die Kartoffel 
kam übrigens schon im 16. Jahrhundert nach Nürnberg. In einem Briefe, 
den der Nürnberger Arzt Dr. Joachim Camerarius an den Arzt des 
Bischofs von Bamberg Sigmund Schnitzer i. J. 1588 oder 1589 
richtet, ist die Rede von einer indischen Wurzel, welche bei den Schrift— 
tellern „Pappas Indicum“ heiße und von anderen, wie z. B. Baubinus, 
Jolanum tubérosum genannt werde. Er könne der Bestimmung dieser Pflanze 
als Solaneenart nicht beipflichten, denn er habe im vorigen Jahre 
von den Wurzeln, die nach Art der Rüben zubereitet worden seien, 
zfter mit Lust gegessen, aber schlimme Folgen irgend welcher Art nicht 
verspürt. Später (1591) schickte er seinem Freunde drei Pflanzen, die er 
zerade bei der Hand hatte, eine mit ihrer knollenförmigen Wurzel (tuber— 
ulosa radico), welche noch mehrere andere hervorzubringen pflege.) Nach 
allem kann die Pflanze, von der Camerarius spricht, nur Solanum 
tuberosum gewesen sein. 
Der Umstand aber, daß ihm die gekochten Knollen nicht übel 
bekamen, verleitet ihn nur zu dem irrigen Schluß, daß er nicht eine 
giftige Solaneenart verzehrt haben könne. Damals brachte es die Kartoffel 
noch zu keiner weiteren Ausbreitung in Deutschland. Erst um 1716 baute 
man sie in Franken bei Bamberg und Bayreuth auf Ackern, nicht viel 
päter in der Nürnberger Gegend. Will?) bemerkt 1782: „Kartoffeln 
werden in der Gegend von Nürnberg seit ungefähr 50 Jahren gebaut und 
zwar die deutschen; denn die wälschen bauet man erst seit 6 bis 8 Jahren, 
ind wo diese einmal auf dem Felde waren, kommen keine deutschen 
mehr fort. Ich erinnere mich, da ich auf dem Lande geboren bin, 
hres ersten Anbaues gar wohl, und weiß nicht nur, daß man vor 
hnen gelbe Rüben für das Vieh gebraucht, sondern daß sie auch sehr 
lange kein Mensch genossen habe. Ich kam im Jahre 1746 nach Sachsen 
und es war mir neu, daß sie eine Speise der Menschen waren und daß 
nan Mehl und Gebackenes davon bereitete.“ Erst im 19. Jahrhundert 
erhielt die Kartoffel ihre außerordentliche Verbreitung und verdrängte 
oder beschränkte doch den Anbau der Hülsenfrüchte und verschiedener 
Futterkräuter. 
Die weiteren Aufzeichnungen, die uns noch zu Gebot standen, än— 
dern an dem Pflanzeninventar der Nürnberaer Nutzgärten des 18. Jahr— 
hunderts nichts mehr. 
Wenn wir nun zur Besprechung der Ziergewächse übergehen, so 
1) Joh. Hornung, Cista medica. Noribergae Sumptibus Simonis Halb⸗ 
mayri 1616. S. 227. 
2) (Will), Histor.diplomatisches Magazin. 2. Bd. S. 514. 515.
	        
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