Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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war, zu gestatten, und so entschloß sich die Regierung, in Erwägung der 
daraus für Handel und Produktion entspringenden Vorteile, mit Erlaß 
vom 10. April 1858 das Schwefeln für den Export, jedoch nur für das 
mittelfränkische Gebiet, freizugeben. Diese Erlaubnis betraf somit den im 
Inlande abzusetzenden Hopfen nicht und war sonderbarer Weise nur auf 
den Regierungsbezirk Mittelfranken begrenzt, weil in den übrigen Kreisen 
des Landes „ein Bedürfnis des Hopfenschwefelns nicht hervorgetreten sein solle“. 
Immerhin bedeutete diese Verordnung einen großen Fortschritt und 
innerhalb kurzer Frist entstanden 8 Schwefelanstalten und zwar sämtlich 
in Nürnberg, das damit den Grund legte zu seiner späteren hervorragenden 
Stellung im Hopfenhandel der Welt. Schon jetzt stand Nürnberg über 
Saaz, dem Emporium des böhmischen Hopfenhandels. 
Dankbarst ist es anzuerkennen, daß die Staatsregierung, nachdem 
einmal die bedingte Erlaubnis zum Schwefeln erteilt war, es nicht unter— 
ließ, sich durch fortgesetzte Untersuchungen zu vergewissern, ob die gegebene 
Erlaubnis die erhofften Erfolge bringe. Jedenfalls war für die Er— 
sprießlichkeit der Aufhebung des Schwefelverbotes ein eklatanter 
Beweis durch die außerordentlich hohe Hopfenausfuhr des 
Jahres 1860 erbracht, die anders rein unmöglich gewesen wäre. 
Diese Erfolge, in Verbindung mit den mittlerweile von obiger Kommission 
mit gleich günstigen Resultaten fortgesetzten Versuchen veranlaßten kurz 
darauf unsere Regierung, das Hopfenschwefeln, unter Einhaltung einiger 
sanitäts- und feuerpolizeilicher Bestimmungen, gänzlich freizugeben. 
Die diesbezügliche Verordung datiert vom 6. Juni 1862. 
Damit war die letzte Schranke gefallen, die dem Hopfenhandel auf 
dem Entwicklungswege zum Großhandel entgegenstand, und damit beginnt 
eine Aera, in welcher Nürnberg sich in erstaunlich kurzer Zeit zum ersten 
Hopfenmarkt der Welt emporschwingen sollte! 
Dazu war Nürnberg jetzt in um so höherem Grade berufen, als sich 
der bayerische Hopfenbau immerfort vergrößerte und auch, wie wir sahen, 
andere deutsche Staaten mit ihrem blühenden Hopfenbau sich als neue 
Zufuhrländer zur Zentrale des Hopfenhandels aufthaten. 
Auch die Hopfenkultur Englands und Amerikas, welche jedoch 
durch die Eigenartigkeit ihrer Produkte von mehr lokaler Bedeutung ist, 
hatte sich wesentlich vergrößert, und deren Märkte London und New-York 
standen schon jetzt in enger, gegenseitiger Wechselwirkung mit Nürnberg. 
Nürnberg aber behauptet auch diesen beiden, hochbedeutsamen Märkten 
gegenüber seine Stellung als erster Hopfenhandelsplatz der Welt, um so mehr, 
als sein Markt über eine Ware gebietet, die auf der ganzen Erde begehrt wird. 
Die Fäden seines Handels erstrecken sich heute überall dahin, wo man 
bayerisches Bier braut und in der ganzen Welt dürfte keine derartige Brauerei 
existieren, die — sei es direkt oder indirekt — mit Nürnberg nicht Fühlung hätte.
	        
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