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Bayerns Hopfenbau war damals noch bedeutungslos; aber trotzdem
läßt sich sein Alter bis ins 9. Jahrhundert zurückführen, zumal in den
Urkunden des Stifts Freising schon unter Ludwig dem Deutschen nicht
selten Hopfengärten, humularia, vorkommen. Je weiter in der Zeit, desto
häufiger erscheint der Zehnt vom Hopfen in Zinsbüchern und der Hopfen—
garten unter den Bestandteilen der durch Kauf oder Schenkung in andere
Hand übergehenden Grundstücke. Bis zum 14. Jahrhundert dürfte es sich
hier aber nur um kleine Anpflanzungen gehandelt haben, deren Erträgnisse
für medizinische Zwecke oder zum Würzen des Bieres, nicht aber zur Halt—
barkeit desselben, verwendet wurden.
Von rationellem Hopfenbau konnte jedenfalls noch keine Rede sein.
Erst gegen Anfang des 14. Jahrhunderts soll ein böhmischer Ordens—
geistlicher in Spalt den ersten Hopfengarten angelegt haben. Bestimmter
Erwähnung eines Spalter Hopfengartens geschieht jedoch erst im Jahre 1880,
wonach man annehmen darf, daß ein dem böhmischen Hopfenbau ähnlicher
Betrieb Ende des 14. Jahrhunderts in Bayern festen Fuß faßte. Mitte
des 15. Jahrhunderts hatte sich dieser Bau so weit entwickelt, daß schon
Käufer von auswärts nach Spalt kamen. Sagt doch die Chronik: „Item
da man zählt von Christi Geburt 1457, da chemen dy von swabach etlich
und kauften in dem Garten viel Hopfen umb große sum“. Jedenfalls
scheint man schon im 16. Jahrhundert von der Vorzüglichkeit des Spalter
Produktes so überzeugt gewesen zu sein, daß man sich, um dem Gebiet
der Stadt quasi den Alleinbesitz zu wahren, 1511 veranlaßt sah, die Aus—
fuhr Spalter Fechser bei Strafe zu verbieten.
Im Jahre 1538 wurde der Stadt von ihrem damaligen Landesherrn,
dem Fürstbischof zu Eichstätt, zur Sicherung der Echtheit des Spalter
Gewächses ein Siegel verliehen, das noch heute im Gebrauch ist. Wie
somit das „Spalter Stadtgut“ der älteste „Siegelhopfen“ Deutschlands ist,
ebenso dürfen wir auch Spalt mit seiner nächsten Umgebung als die älteste
Stätte rationeller Hopfenkultur in Bayern betrachten.
Der nächstälteste, ebenfalls im heutigen Mittelfranken gelegene Platz,
der sich dem Hopfenbau widmete, ist Altdorf, Wann aber daselbst der
Hopfenbau Eingang fand, läßt sich mit Gewißheit nicht nachweisen; doch
können wir aus der im Jahre 1435 gefertigten Stiftungsurkunde des bei
Altdorf gelegenen Klosters Gnadenberg ersehen, daß zu jener Zeit schon
Hopfen daselbst kultiviert wurde, indem genanntes Schriftstück von einem
Hopfengarten spricht, in welchem dem Kloster genug Hopfen für den
eigenen Bedarf gedeihe. Auf einen schon größeren Bau deutet eine im
Jahre 1497 erschienene Polizei-Ordnung der Stadt Altdorf, worin Hopfen—
stangen erwähnt werden.
Der Hopfenbau des nahe gelegenen Lauf läßt sich nicht so weit
zurückführen; doch darf man wohl mit Gewißhein annehmen, daß man sich