Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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und derselben Flur den Samen von nur wenigen Gemüsearten, respektive 
sorten zu erzeugen und die Pflanzungen verschiedener Kulturformen 
möglichst entfernt von einander zu halten. Wie groß die Ent— 
fernung sein muß, läßt sich schwer angeben; man kann nur sagen: je weiter, 
desto besser. Hundert Meter bezeichnet man in Höfles als das Minimum 
des noch zulässigen Abstandes. Es sind eben hiebei noch eine ganze Reihe 
von Nebenumständen zu berücksichtigen, so z. B. ob die Lage windig ist 
und dadurch zu einer weiten Verbreitung des Blütenstaubes beiträgt, ob 
die Blütezeit der Mutterpflanzen zu verschiedenen Zeiten erfolgt ꝛc. Es 
wird auch empfohlen, die sehr leicht zum Verbarstardieren geneigten 
Pflanzen nicht sämtlich im nämlichen Jahre, sondern abwechselungsweise 
immer erst wieder im 2. Jahre zu kultivieren. In Höfles gebraucht ein 
Hkonom die Vorsicht, zur Erhaltung möglichst echter und vollkommener 
Samengenerationen für seine Zwecke eigens auserlesene, typisch vollkommen 
entsprechende Mutterpflanzen in der Mitte der Kulturen auszusetzen und 
getrennt zu ernten, da er die Beobachtung gemacht haben will, daß ein 
Verbastardieren nicht so leicht vorkomme, weil die Bienen die Pflanzbeete 
zunächst immer von außen befliegen und somit nicht so leicht fremden 
Blütenstaub den innen stehenden Samenpflanzen zutragen. Ein besonderes 
Verdienst um die Reinerhaltung und Veredlung der Arten und Sorten 
muß auch einer Zahl von Händlern zugesprochen werden, indem dieselbe 
an Samenproduzenten erprobten Originalsamen behufs Erzielung echter 
und reiner Produkte abgibt. Ein gutes Mittel zur Verminderung der 
gegenseitigen Bestäubung der Kohlsamenpflanzen soll auch das enge Setzen 
von Rotrüben-, Runkelrüben- und Zwiebelsamenpflanzen zwischen die ein— 
zelnen Abteilungen sein, damit der Blütenstaub thunlichst aufgefangen wird. 
Unter gewissen Umständen mag dieses Vorgehen Erfolg haben, falls nämlich 
die sonstigen Maßregeln nicht außer Acht gelassen wurden. 
Von der Anzucht der Kohlrabisamenpflanzen war bereits bei der 
Besprechung des Gemüsebaues auf dem Ackerlande die Rede. Man sät 
den entweder selbst gezogenen, oder vom Händler, wie schon angegeben, 
gelieferten Samen Ende Mai oder anfangs Juni auf Beete in den Haus⸗ 
garten und setzt Mitte Juli auf geräumte, gut mit Rindviehdünger ver— 
sehene und auf Bifänge gearbeitete Winterroggenfelder die Pflanzen aus. 
Der eingebrachte Mist, ca. 40 Fuhren —0 
der in den nächsten Jahren auf das Feld kommenden Kartoffelpflanzen. 
Zur Pflege der Kohlrabipflanzen genügt ein einmaliges Fretten derselben 
in der 2. Hälfte des August; selten wird dasselbe im Laufe des September 
wiederholt. Ende Oktober, zur Zeit des Einmietens der Weißrübsamen⸗— 
pflanzen, werden die Pflanzen samt der Wurzel ausgezogen und zu Hause 
in der Art für das Überwintern zugerichtet, daß man die Blätter bis auf 
2 em lange Blattstiele abschneidet und die großen Wurzeln etwas einkürzt.
	        
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