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und derselben Flur den Samen von nur wenigen Gemüsearten, respektive
sorten zu erzeugen und die Pflanzungen verschiedener Kulturformen
möglichst entfernt von einander zu halten. Wie groß die Ent—
fernung sein muß, läßt sich schwer angeben; man kann nur sagen: je weiter,
desto besser. Hundert Meter bezeichnet man in Höfles als das Minimum
des noch zulässigen Abstandes. Es sind eben hiebei noch eine ganze Reihe
von Nebenumständen zu berücksichtigen, so z. B. ob die Lage windig ist
und dadurch zu einer weiten Verbreitung des Blütenstaubes beiträgt, ob
die Blütezeit der Mutterpflanzen zu verschiedenen Zeiten erfolgt ꝛc. Es
wird auch empfohlen, die sehr leicht zum Verbarstardieren geneigten
Pflanzen nicht sämtlich im nämlichen Jahre, sondern abwechselungsweise
immer erst wieder im 2. Jahre zu kultivieren. In Höfles gebraucht ein
Hkonom die Vorsicht, zur Erhaltung möglichst echter und vollkommener
Samengenerationen für seine Zwecke eigens auserlesene, typisch vollkommen
entsprechende Mutterpflanzen in der Mitte der Kulturen auszusetzen und
getrennt zu ernten, da er die Beobachtung gemacht haben will, daß ein
Verbastardieren nicht so leicht vorkomme, weil die Bienen die Pflanzbeete
zunächst immer von außen befliegen und somit nicht so leicht fremden
Blütenstaub den innen stehenden Samenpflanzen zutragen. Ein besonderes
Verdienst um die Reinerhaltung und Veredlung der Arten und Sorten
muß auch einer Zahl von Händlern zugesprochen werden, indem dieselbe
an Samenproduzenten erprobten Originalsamen behufs Erzielung echter
und reiner Produkte abgibt. Ein gutes Mittel zur Verminderung der
gegenseitigen Bestäubung der Kohlsamenpflanzen soll auch das enge Setzen
von Rotrüben-, Runkelrüben- und Zwiebelsamenpflanzen zwischen die ein—
zelnen Abteilungen sein, damit der Blütenstaub thunlichst aufgefangen wird.
Unter gewissen Umständen mag dieses Vorgehen Erfolg haben, falls nämlich
die sonstigen Maßregeln nicht außer Acht gelassen wurden.
Von der Anzucht der Kohlrabisamenpflanzen war bereits bei der
Besprechung des Gemüsebaues auf dem Ackerlande die Rede. Man sät
den entweder selbst gezogenen, oder vom Händler, wie schon angegeben,
gelieferten Samen Ende Mai oder anfangs Juni auf Beete in den Haus⸗
garten und setzt Mitte Juli auf geräumte, gut mit Rindviehdünger ver—
sehene und auf Bifänge gearbeitete Winterroggenfelder die Pflanzen aus.
Der eingebrachte Mist, ca. 40 Fuhren —0
der in den nächsten Jahren auf das Feld kommenden Kartoffelpflanzen.
Zur Pflege der Kohlrabipflanzen genügt ein einmaliges Fretten derselben
in der 2. Hälfte des August; selten wird dasselbe im Laufe des September
wiederholt. Ende Oktober, zur Zeit des Einmietens der Weißrübsamen⸗—
pflanzen, werden die Pflanzen samt der Wurzel ausgezogen und zu Hause
in der Art für das Überwintern zugerichtet, daß man die Blätter bis auf
2 em lange Blattstiele abschneidet und die großen Wurzeln etwas einkürzt.