Aufblühen der Stadt aber stand die weitere Hinausschiebung der Frucht—
und Ackerfelder in gleichmäßigem Verhältnis. Nürnberg selbst war wohl
auch aus einem Hof, einem königlichen Krongut hervorgegangen, es ent—
wickelte sich zunächst zu einer Ackerbau treibenden Landstadt, und wenn sich
dann auch in ihren Mauern die Handels- und Gewerbethätigkeit in immer
weiterem Rahmen entfaltete, so blieb ihr trotzdem der ländliche Charakter
noch lange erhalten. Wir erinnern uns der Urkunde König Adolfs von
Nassau aus dem Jahre 1294, worin er gebot, daß jenes Land, das man
von Alters her und von Rechts wegen Nurung und Fürreut nenne, dem
Gemeinwesen dienen solle. Die Nurung oder Fürreut aber war nichts
anderes als die Almende, die Gemeindetrift, die durch Rodung entstanden
war, wie die beiden Benennungen erkennen lassen. Auf diese Gemeinde—
weiden trieben die beiden Stadthirten — jede Stadthälfte hatte einen
solchen — die Herden der Bürger. Wir können die Hirten in den älteren
Stadtrechnungen nachweisen und noch im 15. Jahrhundert und wohl auch
noch später waren Stadthirten angestellt. 1464 bestanden noch zwei Hirten—
häuser, das eine beim äußeren Frauenthor, das andere beim Wöhrder—
thürlein hinter der Stadtmauer. Der Baumeister hatte sie in gutem bau—
lichen Stande zu erhalten. 1471 erhielt der Stadthirt die Anweisung,
er solle auf die Wiesen um die Stadt bis zum Georgentag (28. April)
treiben. Und dann noch ein Weiteres. Die Bevölkerung, die auf der
Lorenzer Stadtseite saß, war ursprünglich eine ausschließlich Ackerbau
treibende. Als die Stadt den Fluß noch nicht überschritten hatte, lagen
dort einzelne Höfe, und als hier später eine Ansiedlung mit mehr städtischem
Charakter heranwuchs, waren doch dazwischen Äcker und Gärten zerstreut.
Bei St. Jakob sah man im 14. Jahrhundert noch Ackerland und dieses
Stück, das den Waldstromern gehörte, war wohl nicht das einzige.
Aus diesem Zustande wird es erst klar, daß die Lorenzer Stadthälfte
bon jeher zur Erntezeit von jeder Hofstatt einen Schnitter für den Burg—
grafen zu stellen hatte, eine Leistung, die schon früh in eine Geldgebühr
verwandelt wurde. Die Abreichung dieses Zinses geschah, was noch be—
merkt werden mag, in feierlicher Form. Mit Pfeifern und Bütteln zog
man zur burggräflichen Burg, um der alten Verpflichtung nachzukommen.
Diese aber läßt erkennen, daß zu jener Zeit, als sich die Stadt noch auf
die rechte Flußseite beschränkte, der Burggraf grundherrliche Rechte auf der
iinken ausübte, deren Reste erst i. J. 1886 von der Stadt abgelöst wurden.
Um die Stadt aber entstanden im Laufe der Zeit immer weitere
landwirtschaftliche Betriebe, um die wachsenden Bedürfnisse des aufblühen—
den Gemeindewesens zu befriedigen. Die ältesten Königshöfe, die vor dem
Eintreten Nürnbergs in die Geschichte schon bestanden, haben wir bereits
kennen gelern: Poppenreuth, Fürth, Erlangen, Herzogen—
aurach, Gründlach und Eltersdorf. Der Name Wetzendorf