»Il. Die Festtage 4
„Dichtungen, in dem einaktigen Spiel: „Wie Gott der Herr
Adam und Eva ihre Kinder segnet,“ macht er einmal auf
sein Handwerk eine köstliche humoristische Anspielung. Nach—
dem der Herrgott die ersten vier Kinder gesegnet und sie zu
hohen Würden und Lebensstellungen (König, Ritter, Burge—
meister und Kaufmann) bestimmt hat, bringt ihm Eva noch
die andern vier Kinder, die sie bis dahin wegen ihres gar—
stigen Aussehens und ihrer vernachlässigten Erziehung vor
dem Herrn verborgen hatte. Der Hergott bestimmt diese nun
zu den Vertretern der arbeitenden und niederen Stände, und
als er beim ersten beginnt: „Du sollst werden ein Schuster,“
macht der schalkhafte Dichter die Aumerkung: „Eva kratzt sich
in den Kopf.“ — Demungeachtet läßt er dann den Herrn die
Notwendigkeit der Standesunterschiede in so überzeugender
Weise darlegen, daß wir darin das beste Programm für eine
auf Vernunft gegründete Sozialpolitik erkennen. Wie groß
und rein steht dieser Mann mit der Gesundheit seiner An—
schauungen und der Bescheidenheit seines Sinnes den maß—
losen Ansprüchen und Herrschaftsgelüsten der heutigen Sozial—
demokratie gegenüber! Er schätzte wie irgend einer das Hand—
werk und den Wert der Arbeit; aber er wollte nicht, daß der
Handwerker mit Neid auf andere Stände blicke, sondern daß
er mit seinem Los zufrieden sei und in seinem Berufe seine
Schuldigkeit thue.
Diesen seinen Sinn für Recht und Gesetz wie für die
gesellschaftliche Ordnung habe ich ganz besonders in meinem
gestern hier aufgeführten Festschauspiel zum Ausdruck zu
bringen gesucht. — Und da ich hier von meiner Dichtung rede,
gestatten Sie mir, daß ich daran sogleich eine weitere per—
sönliche Bemerkung anknüpfe.
Außer diesem Schauspiel, das ausschließlich nur für
Nürnberg bestimmt war, habe ich ein anderes und kürzeres
Festspiel geschrieben, das heute im Berliner Königlichen Schau—
spiel zur Aufführung gekommen ist und, wie mir soeben“