6. Aufführung Hans Sachsischer Fastnachtspiele 53—2 121
So hat sich denn auch der Bauer von, dem fahrenden
Schüler überlisten lassen und er kann seine einfältige Frau
nicht einmal schelten. Um sich vor ihr nicht bloßzustellen, ge⸗
braucht er die Ausrede, er habe dem Schüler auch noch das
Pferd gegeben, damit er ins Paradies geritten komme und es
dem ersten Maun auch zubringe. Sie soll aber alles ganz
verschwiegen halten, denn geistliche Dinge müßten geheim
bleiben. Sie hat indes alles schon im Dorfe ausgeplaudert.
Da hilft nun Schimpfen und Schelten nichts mehr. Zwar ist
sie, meint er, ohne Verstand, Vernunft und Sinn, wie ein
Tier, leichtgläubig, täppisch und einfältig, er muß sie im
Zaum halten, daß sie nicht sein Gut vergeude, aber anderer—
seits hat sie ein treues Gemüt, so daß er sie wieder leicht
ertragen kann. Und da auch dem Manne zuweilen ein Fuß
entschlüpft, daß er Federn lassen muß, so soll er Schaden
gegen Schaden abziehen, damit er Frieden im Ehestand habe.
Nachdem der ranschende Beifall sich gelegt hatte, womit
das auserlesene Publikum das in jeder Beziehung wohl—
gelungene Spiel aufnahm, trat abermals der Ehrenhold auf,
um den Dichter zu schildern, der seine Zeit verstand und mit
Treue und Wahrheit ihre Schäden und Gebrechen darlegte,
und um auf das zweite Stück, das zur Aufführung gelangen
sollte, hinüberzuleiten.
Er war ein Mann, der Herz und
Des Volkes, seine Not und Plage,
Der seiner Zeit geheimste Schäden,
Des Elends tansendfache Fäden,
Sich ausersah mit allem Fleiß,
Um — überall verschiedner Weis'
Daran zu bessern und zu wenden,
Dazu des Trostes Labsat spenden
In Scherz und Ernst, just wie sich's schickte
Und wie im Geiste er's erblickte.
Maßvoll und ehrlich alle Zeit
Nahm er Frau Wahrheit zunGeleit,
—
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—«.