Volltext: Kaspar Hauser

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Und wer mich lieb hätte, müßte verlangen, daß ich daran 
glaube? Leonor' verlangt es! (in glückseliger Träumerei:.) Wie 
anders sie mit einem Male zu mir sprach! Ihre Stimme 
ist leiser geworden, so demütig, auch wenn sie drängt. 
Ihre Hände habe ich genommen; sie waren weicher als 
sonst und hielten mich fest ... als wäre ein neues, 
wundersames Wesen aus der tollen Leonor' geworden — 
durch das Buch! Mich aber soll es nicht verwandeln! 
Mich nicht! — Oder dann erst, wenn ich meiner sicher bin! 
(Entschlossen tritt er vom Tisch zurück. Sein Blick fällt auf den 
hoͤlzernen Reiter. Er ergreift ihn und trägt ihn bastig nach dem Pult.) 
. . .. leicht konnte dich der Herr Pfarrer sehen. Wie 
hätte ich ihm den Sinn erklären sollen! Von dir darf er 
nichts wissen. Sonst würde er sagen: ein gefährlich 
Spielzeug, das in der Hand wie höllisches Feuer brennt! 
— Nein, niemand darf dich kennen ...! Niemand bisher 
als Leonor' ...! Nicht einmal der Vater ...? Nein, 
Vater nicht einmal du! Denn du möchtest glauben, daß 
ich dich damit mahnen wollte! (Inzwischen hat Kaspar den 
Boden des Pultes geöffnet und das Spielzeug wieder hineingelegt.) 
Also muß der Reiter in seinem dunklen Kerker bleiben, 
bis er frei wird, (zieht unterdessen eben daraus ein starkes Schreibheft, 
sein Tagebuch, hervor) frei wird zugleich mit all den Bitten 
und Hoffnungen, meinen armen, schönen Wünschen. (Er legt 
sein Tagebuch auf das Pult, schlägt es auf und ergreift die Feder. 
Dann besinnt er sich, eilt nach den beiden Thüren rechts und in der 
Mitte und verschließt sie. Darnach zurück ans Pult, wo er, mit 
Unterbrechungen, niederschreibt, was er, ganz in sich versunken, vor sich 
hinspricht) Nur das eine noch, Vater, bevor du mich nach 
deinem Willen ins Ungewisse führst: wohin die Fahrt auch 
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