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Im November 1225 wurde auf der Burg ein Doppelfest gefeiert,
das Beilager des jungen Königs mit Margaretha, Herzog Leopolds von
Desierreich Tochter, und des Bruders der Braut, Herzog Heinrichs von
Desterreich, mit Agnes, einer Tochter des Landgrafen Hermann von
Thüringen. An diese Doppelhochzeit knüpft sich die Erzählung, daß,
als die zahlreiche aus den edelsten Geschlechtern Deutschlands bestehende
Versammlung eben den Tanz im Saale des Schlosses begann, die für
die Zuschauer errichtete Tribüne eingestürzt sei und an 70 Personen,
worunter viele Edle, Ritter, Frauen und Jungfrauen gewesen, erschlagen
worden seien. Die Chronikennachrichten sind über diesen Vorfall, so⸗
wohl was das Jahr, als was die Veranlassung betrifft, nicht über—
einstimmend, der alte Meisterlin erwähnt ihn sogar gar nicht, während
andere Chronisten melden, es seien auch fürstliche und gräfliche Per—
sonen, sowie Nürnberger Patrizier unter den Erschlagenen gewesen,
„welche darnach im Barfüßer⸗Kloster begraben worden, wie ihre Schilde
allda noch ausweisen.“
Diese Erzählung der Nürnberger Chronisten beruht aber auf
»einer Verwechslung und Vermengung zweier ähnlicher Vorgänge,
deren Wahrheit und Glaubhaftigkeit historisch überliefert ist. In
einem Auszug aus dem Totenkalender des Barfüßer- oder Franzis—
kanerklosters (solche Totenkalender pflegten die Mönche zum Gedächtnis
der in ihrer Klosterkirche begrabenen Personen sowie derer, die sich
um das Wohl des Klosters verdient gemacht hatten, anzulegen) heißt
es zum Jahre 1284: „Sind etlich Adels-Personen, so bei Kaiser
Kudolfs Hochzeit durch Einfall des Tanzhauses Schaden genömmen
haben sollen, in dies Kloster begraben worden, deren Schilde auch noch
zum Teil in der alten Kirchen zu sehen waren.“ Es ist also die
Thatsache, daß bei dem unglücklichen Vorfall, der bei der 1284 zu
Römelsberg bei Basel gefeierten Hochzeit Rudolfs von Habsburg mit
Agnes von Burgund statt hatte, mehrere Mitglieder Nürnbergischer
Geschlechter ums Leben kamen, fälschlich auf die Doppelhochzeit des
Jahres 1225 und nach Nürnberg bezogen worden. Andererseits wissen
wir aber wirklich durch gleichzeitige historische Aufzeichnungen, daß
in demselben Jahre und gelegentlich des erwähnten Festes ein derar⸗
tiges Unglück zu Nürnberg vorfiel, nur war die Veranlafsung eine
andere. Mitten in die Festesfreude nämlich traf die Schreckensbot⸗
schaft, daß der edle und gewissenhafte Beräter des jungen Königs,
Erzbischof Engelbert von Köln, während er sich schon zur Teilnahme
an der Hochzeit rüstete, am 7. Ndovember von seinem Neffen, dem
Grafen von Isenburg aus nicederer Rache überfallen und ermordet
worden sei. („Solche Thaten waren damals recht häufig,“ sagt der
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