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Kaspar war demnach in sehr schlimme Hände ge—
fallen. Er ging also durch das Vestner Thor, noch
halbtrunken mit schlotternden Knien nach Hause. Sein
Weib, das ohnehin zu denjenigen Ehehälften gehörte,
welchen Zanken und Murren zur anderen Natur ge—
worden ist, und die in die Kategorie der friedfertigen
Gattin des weisen Sokrates gestellt werden können,
empfing ihn vom Bette heraus mit Zank- und Schimpf—
reden. Er aber war stumm, wie ein Fisch, und dachte
„Schreie, Du Zankteufel, so viel Du willst, habe ich
nur einmal die goldenen Nüsse, da wirst Du bald
anders singen!“ Somit nahm er eine Laterne, zündete
das Licht an und begab sich in das Gärtchen, stellte
sich vor den bezeichneten Baum mit beklommener
Brust und schielte hinauf, um zu sehen, ob die Nüsse
wirklich Gold seien.
Endlich besiegte die Habgier auch die letzte Be—
denklichkeit und er bestieg zagend den Baum, als hing
ihm eine Zentnerlast an den Füßen, griff zitternd
nach einer der Früchte, füllte dann so schnell als
möglich alle seine Taschen damit und siehe, sie wurden
reines, funkelndes Gold.
Hierauf versteckte er seinen Schatz in die Scheune
und legte sich zu seiner Bettgenossin, die durch sein
Schweigen noch mehr gereizt, das alte Lied anzu—
stimmen begann, bis sie sich endlich müde gekeift hatte
und ihr Entschlummern eine Generalpause herbeiführte.
Mit Tagesanbruch schlich der steinreiche Ehemann,
dessen Gewissen nun schon eingeschläfert war, still von
der Seite seiner Xantippe zum Geschenke des höllischen
Regenten, um es theilweise in der nahen Stadt ver—
silbern zu lassen, zahlte dann unter falschen Vor—