Porträtstudien.
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sondern glatt und kurz abgeschnitten hatte.“ Sodann legte man ihr
in Ansbach und München erschienene Lithographieen des K. H.
zur Einsicht vor, worauf sie weiter erklärte: „Das in größerem
Format mir vorgezeigte Bildniß hat wirklich eine große Aehnlichkeit
mit meinem entlaufenen Knaben. Indeß muß ich wiederholt be⸗
—D Aehnlichkeit mit unum—
stößlicher Bestimmtheit zu behaupten nicht im Stande bin.“ Man
hat Kath. Bader „bezüglich der Richtigkeit ihrer Angaben sofort auf
Handgelübde verpflichtet und sie zur Bestätigung unterschreiben las⸗
sene“ Folgt ihr Handzeichen: FP5y17. In Ansbach wurde folgendes
Signat des Untersuchungsrichters zu den Akten gemacht: „Lediglich
ad acta und ist keine Veranlassung und kein Anhaltspunkt zu wei—
teren Recherchen gegeben. Ansbach, 21. April 1834. Waltenmeier.“
Das vorgelegte Bildnis war eine von dem Kunsthändler Hoch⸗
wind in München verlegte Lithographie, wahrscheinlich identisch mit
einem Steindruckbild („Frauenfeld kt“, darunter: „Gedr. von
J. Lacroix in München“, ohne Verlag), das eine Höhe von 40
und eine Breite von 27 Centimetern hat. Unterschrift: „Kaspar
Hauser, gefunden (1) den 26. May 1828 in Nürnberg, gestorben an
den Folgen einer meuchelmörderischen Wunde den 18 (so!) Dezember
1833 zu Ansbach.“ Dieses Bild (Herr Landgerichtsrat Meyer be⸗
sitzt ein Exemplar) stellt ebenfalls den „Prinzen“ Kaspar dar, nur
daß er noch lordmäßiger aussieht und anders bekleidet ist. Über
die in Frankfurt erschienene Verschönerung der Urtype II. S. 60
Anmerkung) schreibt Domkapitular K. Pflaum den 23. Okt. 1871
an Landgerichtsrat Meyer: „Das Bild, welches ich von Hauser be⸗
sitze, zeigte ich vor einigen Tagen einer Dame, in deren Haus Hauser
oft Besuch machte. Auf den ersten Blick erklärte sie, das sei Hauser
nicht; es hätten aber mehrere Familien in Ansbach ein anderes
Bild besessen, welches gut getroffen war (— Feuerbachs Prinz
Kaspar!). Mein Bild zeigt Hauser in einem Rock mit stehendem
Kragen und einer Reihe Knöpfen, weit ausgelegtem Hemdkragen
(vgl. unser Urbild zum J. Buche), gelockten Haaren in einem heiteren
jugendlich offenen lieben und gescheiden Gesichte, während er in
Wirklichkeit ein stumpfes älteres Aussehen gehabt haben soll.“ Bei
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