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In Nürnberg.
Nürnberg einfand? Der Brief, welchen der Ankömmlung vorzeigte,
erzählt, daß sein Vater ein Kavallerist gewesen ist und daß auch
er seinem Könige als solcher dienen wolle; das Schreiben war an
einen Reiter-Offizier gerichtet; in seiner Einsamkeit spielte der
Knabe — mit Rößlein. Der Bursche, wiewohl er gar keine Be—
griffe hatte, empfand dennoch eine lebhafte Freude bei der Erzählung
seines Führers, daß er auf einem Rosse prangen sollte. Wenn
wir diese einzelnen Momente zusammenstellen, da schwindet allerdings
diel von dem scheinbaren Wunder, daß K. H. ein guter geschlossener
Reiter ist, und der Gang des harttrabendsten Pferdes ihn stärkt und
erfrischt. War er bestimmt, ein Reiter zu werden, und wurde er
deshalb nach Nürnberg geschickt, oder hätte er sich deshalb dorthin
gewendet; so konnten ihm wohl leicht die Fertigkeiten eines
zuten Reiters angeboren sein. — — —“
Der Königl. Kreis- und Stadtgerichts-Rats-Accessist Rudolph
Giehrl zu Nürnberg im Oktober 1830 wider Merker: „ich habe aus
dem Munde des Stallmeisters Herrn v. Rumpler die
Versicherung erhalten, daß, als K. Hauser noch kaum ein
einzigesmal einen damals gerade auf der Reitbahn sich befindlichen (so)
Schüler im Kreise hatte herumreiten sehen, Hauser sich auch so—
Jleich zu Pferde setzte und eine passende Haltung
nahm.“
Das war eine fatale Verteidigung! Der „geborene“ Reiter
Kaspar Hauser war aus der Rolle gefallen, was aber durch—
aus nicht geschadet hat, solange er sich nur seinem blinden Anhange
zeigte. Die Kommission des Kreis- und Stadtgerichts Nürnberg
der Apologet Giehrl war dort Accessist) veranlaßte, als sie den
2. November 1829 von Rumpler verhörte, ihn nicht einmal,
sich über den Punkt zu äußern, sondern nahm aus seinem
Munde Kaspars Geruchsorgan lieber zu Protokoll. Das Jäger—
latein fand aber „draußen in der Welt“ nicht überall gläubige
SZchüler.
HDr. Osterhausen den 31. Dez. 1830 (auf Bestellung) wider
Merker: Daß Hauser „vom ersten Augenblick ein sehr guter, sattel—
tester Reiter war, ist eine falsche Angabe. Hauser brauchte