Roß und Reiter.
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mit ihm vor die Stadt, ließ sich aufbinden, daß Kafpar die
weißen Gänse in seinem Hofe auch für Rosse gehalten
(I. S. 126 Nr. 49), und äußerte im Sommer 1888 „lediglich im
Scherze: Hauserla, Hauserla, du hast gewiß mein Pferd regt geplagt?“
Herr von Rumpler hatte nämlich Kaspar eins seiner erprobtesten
Pferde geliehen und glaubte ein besonderes Echauffement an ihm
wahrzunehmen. Er traf aber das Pferd „kalt und keineswegs er—
hitzt. Das war nämlich am 2. November 1829 nach dem „ersten
Attentat“ vor einem Gericht (man vergleiche die aufdringlichen Sug—
gestivyfragen an Weickmann und Wüst), das die Wahrheit verpönte.
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merkwürdig, daß, während ihn der kleinste ()) Spaziergang auf's
äußerste (1) ermüdet, das Reiten, stundenlang und auf den hart—
trabendsten Pferden, ihn stärkt und erfrischt; und — daß er vom
ersten Augenblick ein sehr guter, sattelfester Reiter
war.“
Dagegen Merker: „Der eingesperrt gehaltene Knabe kann nicht
stehen, nicht gehen; der Bursche rutscht auf der Erde umher; der
Jüngling lernt in einer Nacht laufen ... Dies scheint wunder—
bar! An der Wahrheit dürfen wir indes nicht zweifeln, denn noch
jetzt ermüdet der kleinste Spaziergang den Findling auf's äußerste.
K. H. war dagegen vom ersten Augenblick an ein guter sattel—
fester Reiter, den das stundenlange Reiten auf dem harttra—
hendsten Pferde stärkt und erfrischt!“
„Wer zuerst ein Pferd besteigt, hat gewöhnlich Mühe, sich beim
Trabe nur erträglich zu halten; um ein guter sattelfester Reiter zu
werden, bedarf es für jeden doch einiger Ubung. Dann verursacht
das Reiten bekanntlich selbst denen, welche gut reiten können, eine
Art empfindlicher Lendenlähmung, wenn sie es eine lange Zeit aus—
setzten, und nun wieder einige Stunden auf dem Pferde zugebracht
haben, zumal auf einem harttrabenden Tiere. Kaspar Hanser
macht von diesen Erscheinungen wohl nur die einzige
Ausnahme, die jemals vorgekommen ist.“
„Aber war es nicht seine Bestimmung, daß er Reiter werden
sollte? und war es nicht wohl auch sein Wunsch, als er sich in
v. d, Linde. Kaspar Hauser. II.